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Gastbeitrag: Review der neuen KLM WorldBusinessClass in der Boeing 747, AMS nach ORD

Ich bin seit Jahren ein großer Fan der Zusammenarbeit mit dem Verkaufsteam der Air France / KLM / Delta, allerdings war das angebotene Business Class Produkt bei Air France & KLM in den letzten Jahren weit weg von aktuellen Industriestandards und daher stand weder der Verkauf, noch die Reise mit diesen Airlines im wirklichen Mittelpunkt meines Interesses. Nachdem nun im letzten Jahr KLM ankündigte eine neuen Business Class einzuführen und diese auf dem Papier außerordentlich bemerkenswert daher kam, bot sich an diese im Rahmen einer Reise nach Chicago einmal in Augenschein zu nehmen. Soviel seit bereits verraten, ab morgen wird sich mein Verkaufs- und Reiseverhalten radikal ändern.

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Aber nun von Anfang. Die Reise begann in Berlin Tegel. Der CheckIn für Air France / KLM findet im Terminal D, einem mehr oder minder behelfsmäßigen Anbau des Hauptterminals statt. Der Priority CheckIn hatte keinerlei Wartezeit und sowohl Gepäckaufgabe als auch die Ausfertigung der Bordkarten ging sehr rasch und freundlich vonstatten. Erwähnenswert ist aus meiner Sicht der Wunsch des Check In Agent, ich möge meine Handgepäck (einen Rimowa Aluminium Kabinentrolley und eine Aktentasche) zusammen wiegen. Die Aktion ergaben 14 Kilogramm und nach dem Grund der Gepäckwiegung gefragt wurde mir freundlich mitgeteilt, dass ich als Business Class Passagier 2 Gepäckstücke mit einem Gesamtgewicht von 18 Kilogramm mitnehmen dürfe, mehr nicht darauf müsse man achten. Dies habe ich bei vielen anderen Airlines deutlich großzügiger erlebt und wird für unseren zukünftigen Verkauf eine „gewichtige“ Rolle spielen, da der Trend zu Reisen mit Handgepäck only doch deutlich zunimmt.
Nach einem kurzen und sehr angenehmen Besuch in dem „Salon Air France“ im Terminal A begab ich mich in den Abflugbereich D, wo an Gate D74 um 08:40 pünktlich das Boarding für den Abflug um 09:10 nach Amsterdam stattfand. Air France/ KLM nutzt auch hier bereits seit einigen Jahren in Tegel das Provisorium dieses Terminals, was bedeutet das die Treppe nach unten und dann per Treppe wieder ins Flugzeug eingestiegen werden muss. Für mich was das kein Problem, bei älteren oder gehbehinderten Gästen empfiehlt sich die Anmeldung des Assistance Service.

Unser heutiges Flugzeug eine Boeing 737-700 mit der Kennung PH-BGO hörte auf den wunderschönen Namen Paradijsvogel (also Paradiesvogel) und sollte mich in rund einer Stunde rasch und bequem zum Schiphol Int. Airport nach Amsterdam bringen. Der Service war KLM-typisch sehr freundlich und effizient und die Ansprache erfolgte immer mit Namen. Mein Platz 1F am Fenster auf der rechten Seite bot außerordentlich viel Beinfreiheit (da können sich andere Airline mindestens 2 Scheiben von abschneiden) und wie in Europa bei den meisten Airlines üblich, blieb der Mittelsitz frei.

KLM_Business_747__02Zum Frühstück wurden warme Brötchen und Croissants mit Käse, Truthahnbrust etwas Salat und Tomaten, Orangenmarmelade (die nicht so ganz mein Geschmack war), sowie ein Erdbeerquark und ein Fruchtsalat gereicht. Für einen 60-minütigen Flug durchaus bemerkenswert und um Lichtjahre besser als das „petit dejeuner“ welches die Konzernschwester Air France anbieten.

In Amsterdam angekommen parkte der Paradiesvogel am Schengen Gate C11 und ich machte mich auf den Weg in den Non Schengen Bereich und zur KLM Crown Lounge. Amsterdam im Generellen ist eher einer den angenehmeren Umsteigeflughäfen in Europe. Zwar können auch hier mal gut und gern ein Kilometer Weg zwischen Ankunfts- und Abfluggate entstehen, aber sowohl die überall vorhanden Rolltreppen, als auch die sehr wohltuende lockere Atmosphäre machte es sehr angenehm gerade hier die Flugzeuge zu wechseln. Die Grenzkontrolle an der Schengenaußengrenze in Amsterdam ist darüber hinaus auch zumeist sehr effizient und die niederländischen Beamten zeichnen sich durch eine sehr charmante Freundlichkeit aus. Über den Boulevard Holland und vorbei an der „Airport Filiale“ des Amsterdamer Rijksmuseum führte mich mein Weg in die KLM Crown Lounge 52 im 3. OG.

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Diese große und helle Lounge zählt zwar nicht unbedingt zu den kulinarischen Höhepunkten einer Reise mit KLM, aber exzellenten Ausblicke auf das Vorfeld von Schiphol Airport entschädigt dafür aber um Einiges. Als Erklärung für das überschaubare, kulinarische Angebot führt die Airline an, dass man ja in der Lounge nicht zu viel essen solle da ja eine vollwertige Mahlzeit an Bord auf den Gast warten würde. Und wenn auch das kulinarische Angebot nicht groß war, so stellte doch die umfangreiche Getränkeauswahl an alkoholischen Getränken und Heinecken vom Fass eine adäquate Alternative dar und brachten den Kalorien- und Alkoholpegel auf das gewünschte. Trotz meiner zweistündigen Umsteigezeit war mein Aufenthalt in der Lounge nicht von langer Dauer, da die Bordkarte eine Einsteigezeit von 11:10 für den Abflug um 12:40 Uhr auswies! Allerdings erwies sich dies als „Ente“ da die KLM zwar exakt 90 Minuten vor Abflug die Abfluglounge für den Flug eröffnete, allerdings das Boarding wie üblich erst circa 45 Minuten vor Abflug beginnen sollte. Aus meiner Sicht ist dieses Vorgehen sicher und bei Economy Class Gästen sinnvoll, für Business Class Gäste halte ich dies aber für wenig wünschenswert. Unbedarfte Reisende verschwenden dadurch wertvolle Arbeits- oder Erholungszeit, anstatt in der komfortablen Lounge warten zu können.

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Das tatsächliche Boarding begann gegen 12 Uhr. Für den heutigen Flug erfolgte das Betreten des Flugzeuges über die Tür 2R zwischen der Economy Comfort und der Economy Klasse Kabine. Der mich empfangende, sehr zuvorkommende Flugbegleiter geleitete mich rasch zu meinem Sitz in der „Nose Section“ der „Queen of the Skies“, einer Boeing 747-400. Mein Platz sollte heute 4A, einer der nur 3 Einzelsitze in der neunen World Business Class Konfiguration, der mit 35 Plätzen ausgestatteten Kabine der KLM 747, sein.

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In der „Nase“ der 747 befinden sich dabei 15 Sitze in einer 1-2 Konfiguration in Reihe 1, einer 2-2- in den Reihen 2 und 3, sowie einer 1-1-2 Bestuhlung in Reihe 4. Bei Weitem die besten Sitzplätze an Bord sind die Einzelplätze 1A und 4A, wobei letzterer den Vorteil von deutlich mehr Stauraum bietet, denn aufgrund der Rundung der Flugzeugnase wurden beim Einbau der „fixen“ Sitzschalen links neben dem Sitz erheblichen „Lücken“ gelassen, in welche bequem eine Hand- oder Aktentasche passt. Dies bietet ungeahnte Vorteile und lässt den Platz 4A zum vielleicht großzügigsten Sitzplatz an Bord einer Business Class Kabine weltweit werden.

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Die weiteren 20 Sitzplätze in der neunen World Business Class der KLM befinden sich im Oberdeck der 747 und sind dort in einer 2-2 Konfiguration eingebaut.
Bei den neuen Sitzen der KLM handelt es sich um den „Diamond“ Sitz von der Firma B/E Aerospace. Dieser Sitz, der bereits seit geraumer Zeit bei United Airlines (B757, und teilweise B 767 und B 777), Air China (B 777-300) , American Airlines (A321 Transkontinental) im Einsatz ist, zeichnet sich bereits in seiner „Basisversion“ durch seinen sehr hohen Schlaf- und Reisekomfort aus. Allerdings hat sich KLM den Sitz individuell anpassen und um rund 15 cm verlängern lassen. So kommt das KLM World Business Class Bett auf eine Länge von 208 cm und ist damit annähernd Klassenbester.

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Darüber hinaus sind sowohl die Sitzbreite, aber auch die Einstellmöglichkeiten hervorragend und lassen keine Wünsche offen. Es sei erwähnt, dass der B/E Diamond auch von Lufthansa in Form der neun Business Class verbaut wird. Allerdings hat Lufthansa den Sitz leider nicht wie die KLM zum besseren entwickelt, sondern auf Ökonomie getrimmt und damit massiv „verschlimmbessert“. Kein Wunder also das der Sitzhersteller kaum verraten möchte, dass er für diese Zumutung über den Wolken beim Kranich verantwortlich zeichnet. Die Kabine der 747 ist in angenehmen Blau-, Braun- und Grautönen gehalten und soll damit einem breitem Publikum gefallen. Die Teppiche sind dabei weitestgehend aus alten KLM Damenuniformen hergestellt und unterstreichen damit die Bemühungen um nachhaltigeres fliegen.

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Nach dem Boarding wurden Pre-Take-Off Drinks mit Auswahl aus Champagner, frischem Orangensaft, Wasser im Glas und Heineken Bier in der handlichen 0.25 Liter Dose angeboten. Die leider recht einfachen Noise Cancelling Headsets, sowie eine kuschelige Decke und ein Kissen befanden sich bereits am Sitzplatz. Das Amenity Kit von Victor und Rolf, mit leider auch etwas einfacherem Inhalt, wurde kurz darauf persönlich an die Gäste verteilt.
Direkt nach dem Abflug wurden die auf Flug und Datum personalisierten Speisekarten verteilt und der Blick hinein ließ auf ein kulinarisches Feuerwerk hoffen. Zusammen mit den Speisekarten wurden heiße Tücher ausgegeben und die erste Getränkerunde ausgeschenkt. Nach etwa 60 Minuten Flugzeit begann die kulinarische Reise.

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Zu Beginn wurde ein Kamuth Weizen Salat als Appetizer und einem Wakame (Braunalge) Salat serviert. Dies kam nett auf einem Tablet, mit einer Schale Olivenöl und der KLM typischen Pappschachtel mit Salz- und Pfefferstreuer, sowie Butter daher und wurde von warmen Backwaren, in ordentlichen Qualität, abgerundet. Die Vorspeisen war optisch wie auch geschmacklich interessant, da beide je einen, von Konsistenz und Aussehen eher abschreckenden „Taler“, enthielten. Es handelte sich im Falle des Appetizers um Miso und bei dem Salat um Braunalgen Essenz. Für einen kulinarisch experimentierfreudigen Fluggast wie mich ein absolutes Highlight, für viele eher unbedarfte Fluggäste allerdings sicher ein wenig zu viel Extravaganz über den Wolken.

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Im Hauptgang entscheid ich mich für das indonesisch inserierte „Beef Rendang“ (ein scharfes Gericht aus Rindfleisch sowie Jackfrucht oder Maniok, welches über viele Stunde zart gekocht wird) welches mit gebratenem Reis und Gemüse daherkam. Auch hier lässt sich konstatieren das ich es außerordentlich genossen habe, aber sowohl Textur als auch Schärfe des Gerichtes sicher nicht jedermanns Sache ist. Alternativ hätte es noch langsam gekochtes Hühnerfilet mit Morchelsoße und Kartoffel, gebratenen Fisch mit Spinat, Fenchel und Kartoffelpüree sowie Ricotta-Spinat-Canelloni gegeben. Da ich ja bekanntermaßen einen „isolierten“ Einzelplatz hatte konnte ich leider keinen Blick auf die Alternativen erhaschen, vermute aber das diese eher etwas konventioneller waren.

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Das Dessert kam per Wagen in die Kabine gerollt und es wurde wahlweise Schokoladen-Himbeerkuchen, Zitronen-Cheesecake oder eine Käseplatte mit holländischem Käse angeboten. Ich entschied mich für letzteres und musste leider feststellen, die Wahl war suboptimal. Der Käse war nicht schlecht, stand aber weit hinter der Raffinesse der anderen Gänge zurück.
Die umfangreiche Getränkeauswahl ließ zu keinen Zeitpunkt Wünsche offen. Sowohl der Champagner aus dem Hause „Nicolas Feuillatte“ zur Vorspeise, der Chardonnay von Julien Schaal zum Hauptgang, als auch der zuckersüße Moscato d´Asti zum Dessert waren sehr gut trinkbar. wenngleich auch keine Offenbarung, was ich allerdings in der Business Class auch nicht erwarte. Der Offenbarung am nächsten kam noch der „Schlummertrunk“, der aus einem „Croft Pink Port“, also einem Rose Portwein bestand und für mich eine gedanklich und geschmackliche Premiere darstellte.
Erwähnenswert sei noch, dass der Apfel- und Orangensaft an Bord ausschließlich in Form von frisch gepresstem und beim Apfel gar in naturtrüber Form daherkamen. Das ist überdurchschnittlich für die Business Class und selbst sehr selten für internationale First Class.

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Circa 90 Minuten vor der Landung wurde das Light Meal serviert, welches aus einem Waldorf Salat und wahlweise einem heißen Puten-Wrap oder einem vegetarischem Club Sandwich bestand. Ich entschied mich für ersteres und konnte weder am Salat noch zu dem Wrap auch nur irgendwelche negativen Aspekte finden. Zum Dessert wurde darüber hinaus traditioneller, niederländischer Apfelkuchen serviert, der auf Wunsch mit Schlagsahne „aufgepeppt“ wurde und ebenfalls außerordentlich schmackhaft war.

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Das umfangreiche Unterhaltungsprogramm auf dem 17 Zoll Bildschirn konnte bereits am Boden überzeugen, da dieses ab dem Moment des Boarding verfügbar war und was ich immer als sehr angenehm empfinde. Daher hatte ich bereits beim Take Off rund 60 Minuten meines ersten, aktuellen Kinofilms gesehen und hätte, wenn ich nicht aufgrund des außerordentlich hohen Komfort 4 Stunden lang „wie ein Stein“ geschlafen hätte, noch mindestens dreißig weitere Kinofilme der letzten 3-12 Monate in Augenschein nehmen können. Dabei sei noch erwähnt, dass ein Großteil des Unterhaltungsangebotes mehrsprachig ist und in bis zu zehn unterschiedlichen Sprachen (darunter fast immer auch deutsch) verfügbar ist. Zur besseren Planung des „Kinobesuch über den Wolken“ empfiehlt sich die „Movies and More“ App, welche kostenfrei im Apple Store und bei Google Play erhältlich ist und neben der Beschreibung des kompletten Unterhaltungsprogramm auch Trailer und Hintergrund Infos zu vielen Filmen bereithält.

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Schlussendlich erreichte ich mein Ziel Chicago nicht nur satt und zufrieden, sondern auch ausgeruht und erholt. Wir zu Beginn bereits angekündigt führt dieses Reiseerlebnis wohl dazu, dass ich meine Reisegewohnheiten erheblich überdenken und zukünftig häufiger die KLM für Langstreckenflüge nutzen werde. Vom CheckIn über die Sitze und den Service auf der Kurzstrecke, dem Umsteigeerlebnis in Amsterdam und dem Service und Sitzkomfort auf der Langstrecke gab es nahezu keine Kritikpunkte. Einzig die sehr schwammige Boardingzeit in Amsterdam, als auch die recht restriktive Handgepäckbeschränkung sind kleine Kritikpunkte, welche mir als nun „erfahrenem“ KLM Flieger sicher in Zukunft keine Sorgen mehr machen werden.

Über den Autor:

IMG_1540 - Arbeitskopie 2.jpgSilvio Rebmann ist Geschäftsführer des Reisebüros cube-travel.de, sowie des Reiseveranstalters usatravel.de Wer erfahren möchte, wo und wie er sonst so fliegt, der liest dieses unter anderem auf seinem Profil bei Flugstatistik.

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