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Gastbeitrag: Review Qatar Airways Qsuite QR7 DOH-LHR

Danke an einen aufmerksamen Leser für diesen Gastbeitrag.

Wer schon etwas länger fliegt wird mit Freude zur Kenntnis genommen haben, dass in den letzten Jahren die Business Class Produkte einen Quantensprung in Sachen Qualität gemacht haben. Nicht wenige Airlines bieten heute ein Business Produkt an, das vor wenigen Jahren noch als First durchgegangen wäre. Treiber dieser Entwicklung sind nicht zuletzt die sogennanten Middle East 3 (ME3), also die führenden, jungen Airlines aus dem Mittleren Osten, Emirates, Etihad und Qatar. Als neue Spieler war es für jene wichtig, sich schnell zu etablieren und sich gegenüber den Legacy Carriern zu positionieren. Neben modernen, strategisch günstig gelegenen Hubs (Dubai, Abu Dhabi, Doha) mit brandneuen Airports, ist auch das angebotene Produkt ein wichtiger Bestandteil der Strategie. So überrascht es nicht, dass viele innovative Produkte der jungen Vergangenheit von diesen Airlines in den Markt gebracht wurden. Man denke da an die Dusche im Emirates A380, das First Apartment und die Residence von Etihad oder Qatar Airways als globaler Launchkunde des A350s. Immer wieder schafften es diese Airlines, das Tempo vorzugeben und dem Kunden ein innovatives Produkt anzubieten.

Nun hat QR-Chef Al Baker die nächste Rakete gezündet, die Qsuite. Die Ambition des Produktes wird mit dem Slogan „First in Business“ wiedergegeben, es geht darum, in der Business Class ein Produkt anzubieten, was manche First Class in den Schatten stellen soll. Als Hintergrund sollte man noch wissen, dass QR selbst nur noch in der A380 eine „echte“ First Class anbietet, diese nur auf wenigen Routen geflogen wird und somit das Kannibalisierungsrisiko recht überschaubar ist.

Nach langem Warten wurde diese neue Qsuite nun vor wenigen Monaten auf der ITB Berlin vorgestellt und Ende Juni war das erste Flugzeug damit ausgestattet und wurde in den Dienst gestellt. Dabei handelt es sich um eine brandneue 777-300ER (Registrierung A7-BED). Viele sollen folgen, auch eine Umrüstung der vorhandenen Airbus- und Boeing-Flotte wird sukzessive stattfinden.

Als erste Strecke für die Einführung der Qsuite wurde Doha-London ausgesucht (so wie damals bei der Indienststellung der A380), genauer die Rotation QR7/QR8. Als interessierter Passagier sollte es nicht allzu lange dauern, bis ich eine Gelegenheit finden sollte, diese Strecke zu fliegen und so sitze ich gegenwärtig in der Qsuite 1K auf QR7 in der A7-BED und schreibe diese Zeilen. Ich werde mich dabei auf die Qsuite an sich konzentrieren, den Service, das Essen etc.. ist mit dem der „normalen“ QR Business Class vergleichbar, darüber wurde in diesem Blog schon mehrfach berichtet.

Die Kabine

Das Boarding fängt pünktlich um 05:50 an und so betrete ich als zweiter Passagier das Flugzeug über die erste Brücke. Der erste Eindruck: WOW!

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Qatar Airways QSuite- Kabine

Die Kabine ist wunderschön, gibt einen optisch geschlossenen und stimmigen Eindruck, sehr viel Aufmerksamkeit im Detail, die Farbenkombination gefällt, alles wirkt sehr hochwertig und bis ins letzte Detail durchdesignt. Hier ein Paar Bilder, die die Qualität aber nur begrenzt wiedergeben können.
Ich habe mich für Suite 1K entschieden. Aufgrund der Konfiguration sind an den Seiten die Sitze alternativ vorwärts- und rückwärtsfliegend angebracht. Dabei sind die Fensterplätze (also die ungeraden Reihen) rückwärtsfliegend.

Dunkelheit, Neon, Weinrot, Screenshot, Nacht, rot, Licht, Dunkel

Der Sitz

Grundsätzlich erinnert mich der Sitz stark and das Etihad Business Studio, das auf der A380 und B787 zu finden ist und aus meiner Sicht sehr gelungen ist.Text, Im Haus

Hier noch zwei Bilder, die die Detailqualität, soweit es geht, vermitteln sollen.

 

Im Haus, Auto, Bildschirm

Natürlich ist das Bett Full-flat, natürlich gibt es eine Auflage und mittlerweile sogar ganz tolle Decken.
Der Clou der Qsuite ist ja, wie der Name es sagt, dass es eine Suite ist, d.h. man kann einfach die Schiebetür schliessen. Das schafft eine Privatsphäre, die man in der Business Class mit sehr wenigen Aussnahmen (JetBlue Mint, Delta) so nicht kennt.Im Haus, Wand, rot, Geschlossen

Bei geschlossener Tür kann man dann noch den DND (Do not disturbe) Knopf drücken, dann wird die Sitznummer „draussen“ rot und man hat absolute Ruhe. Für den Notfall gibt es auch hier eine Bedienungsanleitung.Text, Cartoon

Ich bin sonst grosser Fan vom Fensterplatz, da der Gang doch gerne etwas weiter weg sein darf. Aufgrund der Suitekonfiguration, d.h. die Möglichkeit, den Bereich komplett abzukapseln, ist das hier nicht ganz so entscheidend. Wer also gerne vorwärts fliegt, kann getrost zu den geraden Reihen greifen. Auch die haben ein Fenster, wenngleich etwas weiter weg.
Der Clou sind die Viererblöcke in der Mitte. Jeweils zwei Sitzpaare setzen sich gegenüber (zwei vorwärts, zwei rückwärts). Das haben andere Airlines auch, aka Honeymoonplätze.Im Haus, Monitor, Text, Computermonitor, Anzeigegerät, Computer, Flachbildschirm, Fernsehset, LED-Blacklight, Wand, Ausgabegerät, Fernsehen, Multimedia, Elektronisches Gerät, Bildschirm

Bei der QR Variante lässt sich die Trennwand samt Monitore nach dem Start zur Seite schieben, so dass ein in der Mitte offener und an den Seiten durch die Schiebetüren geschlossener Viereblock entsteht. Das ist einmalig. Nicht zufällig waren diese auf dem heutigen Flug auch allesamt von Familien benutzt.Im Haus

Der erste Eindruck war also toll. Sehr schöne Kabine, viel Liebe zum Detail, innovative Lösungen. Dazu der bekannte und bewährte QR 5-Sterne Service. QSuite also der neue Stern am Himmel?

Nicht ganz…

Was jetzt folgt ist sehr subjektiv und soll nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben.
Die QSuite ist ein tolles Produkt und ich bin sehr glücklich, dass ich es gerade ausprobieren darf. Würde ich es jetzt auch gezielt wieder buchen? Es kommt drauf an…
Mit Familie (2+2): Ja sofort, wenn Viererblock zu haben ist.
Auf einem Nachtflug: Ja
Auf einem Tagesflug: eher nein.

Warum?

Nun, zunächst das für mich Überraschendste: das Flugzeug hat kein Wifi. Diese brandneue 777 verfügt nicht über das bewährete Oryx Connectivity System. Heisst für mich nur sehr begrenzt arbeiten können. Für einen 7-stündigen Tagesflug ein echter Nachteil.
Dazu kommt, ich bin jemand, der seine Umwelt gerne wahrnimmt und das Gefühl des Raumes schätzt. Die Triple 7 ist kein kleines Flugzeug und so war meine Erwartung, dass die Kabine grosszügig ausfällt. Die Einzelsuites an den Seiten sind toll, jedoch m.E. fehlt mir das, was für mich bei Tagesflügen wichtig ist, nämlich das Raumgefühl. Mit ein Grund ist, dass über der Business Class der Crew Rest angebracht ist, d.h. die Deckenhöhe ist hier nicht ganz so hoch wie sonst. Beim A350 ist dieser hinten angebracht, so dass vorne die volle Höhe zur Verfügung steht.
Das führt dazu, dass mein Blick (zu) oft auf Wände fiel.Im Haus, Wand, Zug

Auch der „Gang“ zum Rausgehen ist recht eng.

Zubehör, Behälter, Gepäck und Koffer, Tasche, Gepäck, Handgepäck, Koffer, Leder, Aktentasche, Boden, Sitzen, Im HausDa merkt man auch die Grenzen des Konzeptes: es ist eben doch eine Business Class, die durch den Versuch, eine First Suite zu werden, einfach an Raumgrenzen stösst.

Nochmals, mit Familie oder als Redeye sofort. Für einen Tagesflug dann vielleicht doch lieber die offenere Kabine einer 787 oder eines A350, gerne auch die A380 mit der tollen Onboard-Bar – siehe Links der Reviews oben- . Und Wifi. Dass ich dabei von meiner Umwelt mehr mitkriege stört mich persönlich nicht, ganz im Gegenteil.

BoardingArea