Review: Turkish Airlines Business Class, Airbus A330-300

Heute sollte es nun mit der viel gerühmten und als, von Skytrax, beste Airline Europas ausgezeichneten Turkish Airlines, zurück nach Berlin gehen. Die Reise begann bereits Stunden von dem Abflug mit der ersten, leichten Ernüchterung. Gegen 7 Uhr morgens hatte ich auf der Website von Turkish Airlines die Pünktlichkeit des incomming flight TK 40 aus Istanbul geprüft und musste dabei feststellen, dass diese Maschine mit rund 4 1/2 Stunden Verspätung Istanbul verlassen hatte und ich somit bereits mehr als 24 Stunden vorher befürchten musste, meinen Anschlussflug in Istanbul zu verpassen. Eigentlich sollte der doch mit rund 3 Stunden Umsteigezeit locker zu schaffen sein. Allerdings wies die Airline bereits zu diesem Zeitpunkt eine konkrete Zeitplanung für die neuen Abflugzeiten von TK 41 aus.

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Später konnte ich erfreut feststellen, dass die angegebene Ankunftszeit um 7:47 Uhr am nächsten Tag sogar noch unterschritten wurde und ich somit den Anschlussflug komfortabel erreichte.

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Der Check In:

Ich erreichte den Flughafen von Kapstadt um 13:30 Uhr und nach rascher Abgabe meines Mietwagen bei Avis betrat ich gegen 13:45 Uhr das Terminal. Der Turkish Airlines Counter befand sich zentral im CheckIn Bereich und damit nur wenige Meter von der Sicherheitskontrolle entfernt. Am Schalter wurde ich freundlich vom weiblichen Flug Controller (diese Bezeichnung hatte ich auch noch nirgends an einem CheckIn Counter gelesen) empfangen und mir wurden rasch die Bordkarten ausgestellt. Die Sitzplätze hatte ich vorab bereits reserviert, was bei TK auf Langstrecke 90 Tage und auf Kurzstrecken 7 Tage vor der Reise das buchende Reisebüro Ihres Vertrauens oder Turkish Airlines vornehmen kann. Weiterhin wurde ich darauf hingewiesen, dass die Maschine verspätet sei, es allerdings aufgrund der erwarteten Ankunftszeit in Istanbul nicht damit zu rechnen ist, dass es Probleme beim meinem Anschlussflug um 08:30 Uhr am kommenden Morgen geben würde.

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Danach begab ich mich rasch durch die menschenleere Sicherheits- und Passkontrolle, und störte dabei doch glatt einen Immigration-Officer der schlafend auf seinem Kontrollposten saß und offensichtlich so müde war, dass er bei der Kontrolle meines Passes doch tatsächlich zweimal wegdämmerte. Schließlich erreichte ich gegen 14 Uhr die Premium Lounge welche von TK in Kapstadt genutzt wird.

Lounge: Premium Lounge International Departures

Bei der Premium Lounge handelt es sich offenbar um die Einrichtung einer örtlichen Bank. Sie wird von zahlreichen Airlines wie KLM, Emirates und ebene Turkish Airlines genutzt. Allerdings war ich darüber etwas verwundert da SAA, wie Turkish ebenfalls Star Alliance Carrier, ja eine ihrer Internationalen Flagship Lounges in Kapstadt betreibt. Bei meiner Ankunft war die, am westlichen ende des Terminal gelegene, Lounge fast menschenleer und ich nahm Platz in einer größerem Sitzgruppe mit Blick auf den Touchdown Punkt platz. Der Anflug der Maschinen, der heute aus Westen erfolgte, war so in perfekter Blickrichtung. Die Lounge offerierte neben einer kleinen, aber durchaus feinen Auswahl an Südafrikanischer Speisen, die sowohl hallal alsauch vegetarisch waren, eine umfangreiche Auswahl an südafrikanischen Weinen, Bieren und Softdrinks, wie auch die beliebten Apple- und Grapetiser. Die Lounge verfügte sowohl über Duschen, recht schnelles kostenfreies W-LAN, als auch über einen Raucherraum, welcher in Lounges heutzutage bekanntlich nur noch sehr selten zu finden ist.

Mit zunehmender Wartezeit füllte sich leider die Lounge bis zum bersten, da die Fluggäste der Emirates 777 nach Dubai untergebracht werden wollten. Ich verließ die Lounge gegen 17:15 Uhr nach einem, im Großen und Ganzen recht angenehmen Aufenthalt.

Boarding und Erster Eindruck:

Unmittelbar nach meiner Ankunft am Gate 4 wurde der Flug zum Boarding aufgerufen und ich betrat unsere heutige Airbus A330-300 durch Tür 2. Ich wurde sogleich freundlich begrüßt und mir wurde der Weg zum Sitz gewiesen. Dort angekommen konnte ich eine sehr angenehme, in Blautönen gestaltete Kabine vorfinden, die im Bereich der Sitze gern hätte etwas aufmerksamer gereinigt werden können, sich aber generell in sehr ansprechendem Zustand befand.

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Einige Minuten später wurden wahlweise Orangensaft, Wasser und Champagner serviert. Ich entschied mich wie immer für den Champagner, welcher sich als „Gosset Brut Grand Reserve“ herausstellte. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl das dieser Edle und mit einem deutschen Endkundenpreis von rund 50 Euro recht edlen Tropen, einen Tick zu warm war. Leider war das nächste und auch die folgenden Gläser noch wärmer. Das lässt sich wohl dadurch erklären, dass sowohl die roten und weißen Weine, wie auch der Champagner ungekühlt auf der Bar vor Reihe 1 standen.

Fluggerät und Sitz:

Turkish Airlines bedient die Route Istanbul – Johannesburg -Kapstadt v.v. mit einem Mix aus Airbus 340-300, 330-200 und 330-300 wobei in den letzten Monaten laut Fluglogs zumeist der auch heute genutzte A330-300 und damit das modernste und neueste Flugzeug zum Einsatz kam. Die Maschine mit der Registrierung TC-JMN und dem Namen Samsun gehört zu einer Flotte von aktuell 10 dieser hochmodernen Flugzeuge, die neben den aktuellen und offensichtlich sehr komfortablen Economy Sitzen über 28 Business Class Flat Bed Sitze der neuesten Generation verfügen. Die Sitze sind dabei in einer 2-2-2 Konfiguration angeordnet. Jeweils 5 Reihen davon finden sich an den Fensterfronten wieder, wohingegen die Mittelplatze nur von Reihe 1-4 gehen und Aufgrund der vor 1C/E befindlichen Bar etwas nach hinten versetzt sind. Damit ergibt sich eine sehr attraktive Konfiguration, da die Passagiere so nicht unmittelbar nebeneinander sitzen sondern hierdurch ein deutliches Plus an Privatsphäre genießen.

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Ich konnte davon direkt auf Platz 2E im Mittelblock profitieren. Der Sitz hat einen Neigungswinkel von 177 Grad und soll damit die berühmten 3 Grad Neigung des Flugzeugrumfes in Fluglage auffangen, was überraschenderweise hervorragend funktioniert. Obgleich die Bedienung des Sitzes mittels nur Zeiger Funktionstasten, nämlich Flat und Take Off/Landing Position, anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist, kann ich nach rund 14 Stunden in diesem Sitz nur ein außerordentlich positives Zeugnis ausstellen.

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Weiterhin positiv aufgefallen ist mir die Stromversorgung (welche ohne Adapter für deutsche und US Stecker funktionierte) die gute dimensionierten Stauflächen unter der Ottomane, die Armstütze welche sich in einen Sichtschutz mit Leseleuchte verwandelten lässt und das Vorhandensein von 2 Kissen für jeden Gast, was als durchaus ungewöhnlich gelten darf. Well Done Turkish Airlines!

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Das Inflight Entertainment:

Erneut, auch bei diesem Punkt kann ich der TK ein ausgesprochen positives Zeugnis ausstellen. Die gefühlt mindestens 200 TV Programme und Filme, welches das AVOD System liefert sind kaum überschaubar und. Als einziger Wehrmutstropen auch leider etwas schwierig zu navigieren, allerdings entschädigt dafür die Tatsache, dass nicht nur die aktuellen Kinofilme in großer Zahl vorhanden, sondern auch noch alle in mindestens zehn (darunter auch der deutschen) Sprachen verfügbar sind.

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Last but not least sollen die zahlreichen Spiele und die (gebührenpflichtige) SMS-Funktion nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt habe ich auf dem Flug drei sehr ansprechende und top aktuelle Kinofilme gesehen, die keine Wünsche an die Qualität der Unterhaltung offen ließen. Weiterhin findet man nach etwas suchen auch eine hochwertige Moving Map sowie zwei Kameras. Jedem Passagier steht zum Genuss des Unterhaltungsprogramms ein Noise Cancelling Headset zur Verfügung, welches ich aufgrund der Nutzung meines eigenen Bose Quiet Comfort 3 aber nicht ausprobiert habe.

Amenities:

Bereits in Kapstadt lagen an jedem Platz ein Paar flauschiger Hausschuhe bereit, allerdings wurden keine weiteren Amenities ausgegeben. Nach dem borden in Johannesburg folgte dann noch eine Amenity Kit mit Socken, Zahlbürste und -paste, Feuchtigkeitscreme, Lippenbalsam und einem Kamm. Diese Ammenities zusammen mit den, in den Badezimmern vorgehaltenen Produkten, konnten durchaus überzeugen und sind ein Beleg dafür, dass nicht alle Airlines so sparsam sind wie Swiss vor einigen Tagen.

Service:

Wie sooft hat auch diese Medaille zwei Seiten, denn trotz exzellenter Hardware kann der Service trotz des Vorhandensein von stellenweise bis zu 4(!) Flugbegleitern und einem Koch nicht überzeugen. Generell wirkt der Service weitestgehend unkoordiniert und halbherzig. Das auffüllen von leeren Gläsern oder das selbstständige offerieren von Snacks, Getränken etc. findet leider NICHT statt. Damit ist man als Gast immer darauf angewiesen, sich möglichst häufig Gehör durch die Nutzung der Ruftaste oder das Anhalten der permanent durch die Kabine eilenden Mitarbeiter zu verschaffen. Hat man erst einmal die Aufmerksamkeit auf sich gezogen wird dann allerdings jeder Wunsch rasch, allerdings vollkommen emotionslos erfüllt.

Wie bereits erwähnt glich die Kabine stellenweise einem Bienenstock, denn speziell zwischen Kapstadt und Johannesburg wurden permanent Geschirr, Speisen und Utensilien von Küche 1 vor der Business Class in Küche 2 hinter selbiger geräumt, was mit der Zeit aufgrund der permanent verursachten Erschütterungen doch sehr störend wirkte. Hingewiesen sei auf die Tatsache das mit Do&Co kein normaler Airline Caterer, sondern der österreichisch – türkische Star Caterer für die Verpflegung der Gäste aller Klassen verantwortlich zeichnet. Dazu schickt Do&Co eigenes einen Koch an Bord der Langstreckenflüge, welcher offenbar für das Anrichten und den exakten Aufwärmpunkt der Speisen verantwortlich ist. Allerdings, so mittelmäßig wie der Service begann, so enttäuschend war der Snack, trotz eigenem Koch, auf Kapstadt – Johannesburg, der unkommentiert und ohne Aushändigung der Karte auf der Mittelarmlehne meines Sitzes landete. Es handelte sich dabei um ein etwas traurig aussehendes Brötchen mit geräuchertem Lachs sowie ein deutlich zu trockenes Stück Aprikosen Mandel Kuchen. Das ganze spülte ich mit einem Glas, erneut mäßig gekühltem Champagner und einem O-Saft herunter. Kurz vor der Landung orderte ich ein weiteres Glas Champagner, was zu diesem Zeitpunkt aufgrund des bereits begonnenen Landeanflugs nur im Plastebecher ausgeschenkt wurde und Raumtemperatur hatte! Somit hatten man den edlen Tropen aus dem Hause Gossett leider endgültig „kastriert“.

Nach der Landung in Johannesburg wurden de Passagiere informiert, dass Sie während des Aufenthaltes im Flugzeug bleiben könnten/müssten und die Standzeit etwa eine Stunde betragen würde. Zu erklären ist dieses Verfahren mit der Tatsache, dass TK keine 5. Freiheit besitzt und damit für die Strecke JNB-CPT v.v. keine Passagiere zusätzlich aufnehmen darf. Somit erfolgt auch keine Reinigung des Flugzeug und die Reise konnte nach nur 50 Minuten weitergehen. Anzumerken wäre das das IFE bei erreichen der Parkposition kurz ausgeschaltet wurde um dann kurze zeit später nach einem Neustart bereits wieder am Boden zur Verfügung stand.

Nach dem Ablegen vom Gate gegen 21 Uhr wurden die sehr ansprechenden und personalisierten Speisekarten ausgegeben und Nüsse sowie den Apperitif der Wahl serviert. Ich entschied mich diesmal für den türkischen Weißwein „Prestige Narince 2010“ aus der Region Kapadokien, welcher beim besten Willen nicht mal ansatzweise das versprochene starke und aufgrund der Barrique Lagerung zu erwartende Aroma aufweisen konnte. Als Aperitif sicher ganz okay, aber wie schon häufig festgestellt sollte man doch am besten die Herstellung von Weinen Ländern überlassen, die dies auch können.

Das Essen:

Circa 80 Minuten nach Abflug und damit aus meiner Sicht etwas zu spät servierte man die Vorspeisen vom Wagen. Die sechs Köstlichkeiten der türkischen Küche konnten ringsherum überzeugen, obgleich eigentlich sieben angepriesen waren, ich aber schlussendlich auf die geröstete Hähnchenbrust verzichten musste. Naja, vielleicht wollte man Platz für die Suppe lassen, die sich kurze Zeit später in Form einer Zucchinivariante mit Croutons darstellte.

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Leider ließ das Hauptgericht extrem lange auf sich warten und so hatte ich das gewählte „Lamm vom Spieß mit gegrillten Tomatenpaprika und einem Auberginenpüree nebst Reis“ erst rund 2 Stunden nach Abflug vor der Nase. Dafür entschädigte das saftige Fleisch und das exzellente Auberginenpüree für die Wartezeit. Allerdings wurde auch hier wieder mein, bei der Bestellung geäußerter Wunsch auf den Reis zu verzichten, ignoriert. Aber nur nicht aufregen ich musste ihn ja nicht essen, was ich schlussendlich aber dann doch tat und somit meinem Vorsatz auf Kohlenhydrate zu verzichten, wieder einmal voll entgegenwirkte. Das Hauptgericht wurde von einem, leider wieder etwas flachen Wein, einem „Bodegas Beronia Crianza 2008“ aus der Region Rioja begleitet. Kurze Zeit später wurde der Nachspeisenwagen mit einer Auswahl an Käse, welche ich probierte, einer Apfel Tarte, einem Schokoladen Käsekuchen sowie Blaubeereiscreme aufgefahren.

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Die Käse waren alle pasteurisiert und im Gegensatz zum Rest des Essens eher mittelmäßig. Der bestellte Port zum Käse blieb meinem Tisch aber genauso fern wie ein gern gesehenes süßes Dessert. Zuviel Alkohol ist sowieso nicht gut und nachdem TK mich nun schon zum Reis verführt hatte wollte man wohl die Kohlenhydrate einsparen.

Nach dem Dinner schlief ich circa 6 Stunden und wachte etwa 80 Minuten vor der Landung wieder auf. Das vorher ausgefüllte Bestellzettelchen für das Frühstück schien hier wieder nur informativen Charakter zu haben denn zu keinem Zeitpunkt versuchte man auch nur mit irgendetwas an Speisen oder Getränke anzubieten. Wirklich schade, ich hätte gern noch etwas probiert, aber auch hier scheint Turkish Airlines daran gedacht zu haben, dass ich ja noch Platz für das Frühstück auf dem Weiterflug brauchte.

Ankunft:

Letztlich erreichten wir um 07:25 Uhr und damit rund 20 Minuten vor der am frühen Morgen des Vortages prognostizierten Ankunftszeit den Flughafen Attatürk in Istanbul. Aufgrund unserer verspäteten Ankunft stand leider kein Finger zur Verfügung und wir mussten mit einer Vorfeldposition vorlieb nehmen. Leider war wieder kein Bus für Business Class Gäste reserviert, was mit nach wie vor bei vielen Airlines rätselhaft ist. Nach erreichen des Terminal und etwas längeren aber gut beschilderten Wegen und einer raschen Kontrolle des Handgepäcks, erreichte ich gegen 07:50 Uhr den Abflugbereich des Terminal. Da mein Anschlussflug vom Gate 201 abgefertigt wurde, machte ich mich umgehend auf den etwa 10 Minuten langen Fußweg zum Gate und erreichte gegen 8 Uhr pünktlich zum Start des Boarding das Gate.

Anschlussflug:

Der folgende Anschlussflug TK 1721 wurde mit einem Airbus A320 in kont. Bestuhlung durchgeführt. Der eher ereignislose Flug konnte allerdings mit einem recht aufmerksamen Service und einen wie üblich exzellenten Catering von Do&Co Punkten. Ich denke. Die Fotos sprechen hier für sich.

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Autor:

IMG_1540 - Arbeitskopie 2.jpgSilvio Rebmann ist Geschäftsführer des Reisebüros cube-travel.de, sowie des Reiseveranstalters usatravel.de Wer erfahren möchte, wo und wie er sonst so fliegt, der liest dieses unter anderem auf seinem Profil bei Flugstatistik.

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