Anfang Dezember musste ich für wenige Tage nach Abu Dhabi und so fiel meine Wahl auf die Direktverbindung DUS-AUH.
Ich fliege diese Strecke regelmässig, 5-6 mal pro Jahr und nutze im Normalfall den Nachtflug, dieser hat den Vorteil, dass man keinen Arbeitstag verliert. Abends nach 21:00 in DUS abfliegen, am nächten Morgen vor 07:00 in Abu Dhabi. Diese Verbindung wird von Airberlin unter der Nr AB7460 geflogen, das (nun nicht mehr so) neue Business Class Produkt in der A330 ist aus meiner Sicht gut und der doch recht kurze Flug lässt sich damit sehr gut bewältigen. Ausführliche Reviews dieses Produktes gibt es hier.
Aus terminlichen Gründen musste ich diesmal jedoch tagsüber fliegen und so fiel die Wahl auf den Codeshare Partner Etihad. Diese Wahl hat den angenehmen Nebeneffekt, dass neben der Business Class auch eine First Class zur Auswahl steht, da Etihad auf dieser Strecke eine 3-Klassen-Konfiguration fliegt. Und so entschied ich mich, die First Class mittels Upgrade zu buchen.
Wie immer bei Etihad/Airberlin werden Business und First Class Passagiere auf Wunsch von einem Chauffeur abgeholt und zum Flughafen gefahren. Da dies nicht nur Parkgebühren spart sondern auch noch das Reiseerlebnis steigert, liess ich mich anderthalb Stunde vor Abflug zu Hause abholen. Der von Etihad eingesetzte Fahrdienst (A2B) ist kurioserweise nicht der selbe wie der von Airberlin (Sixt), unter dem Strich macht es keinen Unterschied. Der Fahrer samt Phaeton war pünktlich, die Fahrt verlief stressfrei und so konnte ich in aller Ruhe einchecken. Da ich nur vier Tage unterwegs war nur mit Handgepäck, also eben schnell die upgegradede Bordkarte abholen und ab durch die Sicherheitskontrolle.
Der Fast Track in Terminal C in Düsseldorf is sicherlich ein Schwachpunkt für „Spätanreiser“, da dieser de facto von allen Passagieren benutzt werden kann und auch wird. Interessanterweise steht dort nun auch ein Ganzkörperscanner, effizienter wird das Ganze dadurch aber nun auch nicht wirklick.
Wenn man die Sicherheitskontrolle hinter sich hat, geht es noch schnell zur Passkontrolle und dann in den Duty Free Bereich.
Dort wurde ich passenderweise von einer Etihad Werbung begrüsst.
Etihad plant ja schon länger, die B787, aka Dreamliner, auf der Rotation Düsseldorf-Abu Dhabi einzusetzen. Nach mehereren Verspätungen soll der Flugbetrieb nun am 01. Februar 2015 aufgenommen werden, dann auch in einer Drei-Klassen-Konfiguration mit den neuen First Suites. Mehr darüber gibt es hier.
Da ich noch etwas Zeit vor dem Boarden hatte, ging ich noch kurz in die Airberlin Lounge. Diese ist an sich sicherlich kein Highlight, jedoch hat sie seit kurzem eine neue Attraktion: den wohl kompliziertesten Kaffeeautomaten, der weltweit in einer Lounge augestellt sein dürfte. Ein wahres High-Tech-Wunder von Nescafé, der die Tasse aufnimmt, diese dann nach ausgeklugeltem Muster nach oben und zur Seite schiebt und dann mittels vorab via Touchscreen zusammengestelltem Getränkewunsch füllt. Fürwahr ein Erlebnis. Für alle Freaks hier im youtube Video.
Entspreched gestärkt ging es dann pünktlich ans Gate, Flugzeug war da und Einstieg ging problemlos und zügig. Geflogen wurde heute mit einer A330, die Etihad abwechselnd mit der B777 auf dieser Strecke einsetzt.
An der Flugezeugtür wurde ich dann von einer charmanten Stewardess empfangen, die mich zu meinem Sitz 1K brachte.
Die First Class Kabine hat acht Sitze, die in zwei Reihen mit dem Muster 1 -2 -1 aufgebaut sind. Somit kann man als Einzelreisender am Rand mit dem Fensterplatz maximale Ruhe geniessen, oder als Companion-reisende in der Mitte die Zweierinsel für sich haben.
Die Kabine war gut gefüllt, von acht Sitzen waren sieben besetzt, vier Einzelreisende und eine Familie mit Kind. Der Sitz an sich gehört aus meiner Sicht zum Besten, was man derzeit fliegen kann.
Breit, angenehm bezogen, warme Farben, genug Privacy und doch nicht abgeschottet, kein Blingbling, der in so manch anderer Gulf-Airline zu finden ist, kurz geschrieben, es passt!
Am Platz werden dann auch die Amenities gebracht, dazu noch ein Pyjama, alles sehr hochwertig.
Mit einem Getränk, dazu einem arabischen Kaffee und Datteln nahm ich dann Platz. Die im Sitz integrierte persönliche Minibar war dann auch schon befüllt.
Unter der Armlehne auf der rechten Seite befinden sich IFE-Controller und genügend Energiequellen für persönliches Equipment. Da der heutige Flug OnAir Wlan bietet, wird das später noch von Nutzen sein. Dazu noch die obligatorischen Noise Cancelling Kopfhörer.
Nach dem Installieren und mit dem zweiten Glas Gosset Champagner geht es nun ans Studieren der Karte, schliesslich ist gleich Mittagszeit UND wir haben einen Chef an Bord.
Das ist für mich eine sehr nette Sache und ein klarer Differenzierungsmerkmal zugunsten Etihads: der OnBoard Chef für die First Class.
Grundsätzlich bietet Etihad ein sehr flexibles Menü an. Man kann essen wann man will, der Chef bereitet es dann entsprechend frisch zu und sollte einem nichts aus der umfangreichen Karte zusagen, so kann er mit den Mitteln der Bordküche auch etwas zaubern, was nicht auf der Karte steht. Doch hier die Karte:
Dazu eine umfangreiche Getränkekarte, die wie immer bei Etihad auch über 10 Sorten Tee beinhaltet. Für Unterstützung bei der Auswahl ist der Food & Beverage Manager an Bord.
Eben noch schnell den Waschraum/Changing Room aufsuchen, umziehen und schon sind wir bereit für den Start.
Dann kommt auch schon der Chef und erkundigt sich über besondere Wünsche, und den gewünschten Zeitpunkt fürs Speisen. Heute ist Chef Panagiotis an Bord.
Nach kurzer Unterhaltung lasse ich ihm bei der Vorspeise freie Hand für einen saisonalen Salat und als Hauptspeise wähle ich das Rib Eye steak, Englisch, mit Beilagen und Cafe de Paris. Das Ganze bitte 2 Stunden nach dem Start, damit ich vorher noch etwas Arbeit erledigen kann, der breite und tiefe Tisch bietet dazu genügend Platz.
Nach einem pünktlichen Start und einem Refill meiner Drinks wird also der Bord Wlan aufgerufen und die Internetverbindung mittels OnAir aufgebaut. Leider.
Leider, weil Etihad zwei Onboard connectivity Systeme parallel betreibt. Das eine ist das in „meinem“ heutigen Flugzeug verbaute OnAir System, das andere das weiter verbreitete Panasonic System mit T-Mobile access. Der Unterschied zwischen beiden ist das Pricing-Model. Während T-Mobile einen unbegrenzten Pass für USD 21,95 anbietet, wird bei OnAir nach Volumen abgerechnet, und das kann schnell teuer werden. Das ist aus meiner Sicht nicht so glücklich und sollte vereinheitlicht werden. Abgerechnet wird in beiden Fällen via Kreditkarte.
Die Verbindung ist ausreichend schnell und stabil und so lässt sich bei halb geschlossener Tür angenehm ruhig und konzentriert arbeiten, die Crew ist aufmerksam und diskret zugleich.
Kurz vor der vereinbarten Zeit kommt dann der Chef und erkundigt sich, ob es bei der Zeit und bei dem Menü bleibt, beides wird bestätigt und er macht sich an die Arbeit.
Pünktlich wird dann der Tisch gedeckt und der erste Gang serviert, dazu ein Glas Weisswein (Nautilus Sauvignon Blanc, Marlborough).
Der frische Salat schmeckt ausgezeichnet, die Weinempfehlung passt. Anschliessed serviert der Chef ein Sorbet als Palate Cleanser, auch das sehr angenehm. Der zweite Gang, Rib-Eye Steak, sieht dann so aus:
Ich habe als Beilage Fries gewählt, denn diese zählen zu den Raritäten in der Luft, da sie nicht so einfach zubereitet werden können. Und ja, sie waren ganz ordentlich, so wie das ganze Gericht. Der dazu empfohlene Rotwein (Chateau du Tertre, Margaux, 2006) rundet das Ganze passend ab.
Beim Nachtisch wähle ich nach kurzer Unterhaltung mit dem Chef die Chocolate Sphere und keine zehn Minuten später ist sie schon da.
Nach diesem leckeren Dessert noch einen doppelten Espresso, der dank der in der Galley eingebauten Nespresso-Maschine auch in 39.000 Ft warm und kräftig serviert wird.
Mittlerweile sind wir schon gut 3,5 Stunden in der Luft und meine Nachbarn wollen sich kurz hinlegen, also Turndown-Service bestellt und während sie sich fertig machen, wird auch das Bett fertig gemacht. Dazu wird auf den Sitz noch eine dünne Auflage gelegt, die für eine sehr angenehme Liegefläche sorgt.
Türen zu, und sie haben ihre Ruhe.
Mir ist nicht nach schlafen oder Film gucken und so arbeite ich für zwei weitere Stundenm in denen ich immer wieder von der sehr aufmerksame Cabin Crew versorgt werde.
Überrascht bin ich allerdings, als plötzlich Chef Panagiotis vor mir steht und mich fragt, ob ich seinen Kuchen sehen möchte. Er erklärt mir, dass er aus Anlass des UAE National Day einen Kuchen an Bord gemacht hat und diesen nun gerne mit den Gästen teilt. Neugierig und gespannt folge ich ihm in die Galley, wo er seine Kreation stolz präsentiert.
Hier zeigt sich wieder, warum ich dieses Konzept so interessant finde. Es kombiniert Erlebnis, Interaktion und Abwechslung. Gerade für Vielflieger sind solche Momente die, die dafür sorgen, dass ein Flug in besonderer (positiver) Erinnerung bleibt.
Wir vereinbaren, dass ich kurz vor der Landung noch seine Version des obligatorischen Etihad Steak-Sandwich ausprobiere.
Draussen ist es mittlerweile dunkel geworden und so wird die Kabine in angenehmes, entspannendes Licht getaucht, auch jetzt ist konzentriertes Arbeiten möglich.
Nach etwa einer Stunde kommt dann das erwähnte Steak-Sandwich, hierzu wird dann nochmal der Tisch gedeckt. Als Begleitung einigen wir uns auf ein Glass 2011er Xanadu Shiraz aus Western Australia.
Damit wird die Zeit bis zu den Landevorbereitungen überbrückt, die Kabine wird wieder langsam wach. Eben schnell umziehen und schon sind wir bereit für den Anflug auf Abu Dhabi, bei Nacht immer wieder ein Erlebnis.
Pünktlich setzen wir auf und rollen bis zum Terminal, was aufgrund der Baustelle Midfield Terminal derzeit etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, Zeit nochmal den Komfort des Sitzes zu geniessen. Dabei fahren wir auch an zwei A320 in bekannten Farben vorbei, die eine von Airberlin, die neuerdings Stuttgart-Abu Dhabi fliegt, und die andere von Nikki, die Wien mit der Hauptstadt der VAE verbindet.
Heute gibt es eine Aussenposition, und so steigen wir in den separaten Bus ein, nicht ohne mich vorher noch von der ausgezeichneten Crew und des OnBoard Chefs zu verabschieden. Nach einer kurzen Fahrt und einer schnellen Einreise dank eGate geht es noch kurz in die neue Arrivals Lounge (absolut empfehlenswert, der Barber-Service) , in der ich meinen aus München geflogenen Reisepartner treffe. Auch hier nutzen wir anschliessend das Angebot von Etihad an und lassen uns vom Chauffeur-Service zügig und komfortabel ins Hotel fahren, was die Reise so abschliesst wie sie knapp 9 Stunden zuvor angefangen hat.
Fazit: Es ist für mich immer wieder ein Erlebnis, Etihad First Class zu fliegen. Das harte Produkt, insbesondere der Sitz, gehören für mich zum Besten, was man derzeit fliegen kann. Essen und Trinken lassen sowieso keine Wünsche offen, der Chef zaubert bei Bedarf etwas aus dem Hut. Wenn dann noch ein aufmerksamer Service dazu kommt, bei dem man der Crew anmerkt, dass ihr die Arbeit Spass macht und dass sie diese Stunden sehr gerne mit ihren Gästen verbringt, dann ist man dem perfekten Flugerlebnis schon sehr nah.
A propos Flugerlebnis, in wenigen Wochen geht es wieder von Düsseldorf nach Abu Dhabi, dann mit der neuen B787, die Ende Dezember an Etihad ausgeliefert wird. Was ich bisher davon sehen durfte, insbesondere die Kabine, macht Appetit. Und es wird dann wieder ein Tagesflug. Die Versuchung ist also gross, wieder First Class zu fliegen. Geschafft Etihad, ich bin ein Fan geworden!