Es ist noch gar keinen Monat her, da konnte ich die neue BusinessClass von Lufthansa kennen lernen und wie man ja lesen konnte, war meine Begeisterung überschaubar. Die V-Stellung der Sitze, der zu enge Fußraum, aber schauen wir einmal, wie das andere Star Allianz Partner machen.
Heute geht es daher in der BusinessFirst von United (einer ehemaligen 757 der Continental) auf dem direkten Weg von Berlin nach New York (EWR). Der Rückweg in knapp 5 Tagen ist dann ein weiteres, neues Produkt, die neue BusinessClass von Brussels Airlines auf der NY Strecke. Doch nun erstmal zu diesem Flug. Mit heute 8:56 Std. ist dieses sicherlich in der Eco schon sehr lang, hier in Business ist es aber mehr als angenehm. Während ich diese Zeilen schreibe überfliegen wir gerade den südlichen Teil Grönlands und ich bin (wie immer) begeistert von dem Eis, den Felsen und Bergen und mag das Fenster gar nicht verdunkeln, was aber zum Glück niemanden stört.
Der CheckIn:
Die Maschine wird heute am Schalter A15 abgefertigt und ist pünktlich (eher zu früh) aus Newark gekommen, so das davon auszugehen ist, wir kommen pünktlich los. Für die Statuskunden von United, Star Allianz Statuskunden oder Gäste der BusinessFirst stehen zwei seperate Counter bereit. Obwohl die Maschine nur 16 Sitze in Business hat, durch die Statuskunden werden die Schalter auch rege genutzt. Wartezeit besteht dennoch nicht und so lasse ich die üblichen Fragen „über mich ergehen“. Dank der superfreundlichen Dame sind sogar Scherze erlaubt heute:
„Haben Sie ihren Koffer selbst gepackt?“ – „Ja klar, macht ja keiner“
„hat Ihnen jemand etwas mitgegeben?“ – „Nein, bin ich DHL?
(lacht) „Sie reisen öfter, oder? Sie wissen ja ich muss das fragen. Einen schönen Flug!“
Dann folgt noch der Hinweis zur Lounge. Genutzt werden die Lufthansa Business- / Senatorlounges am Flughafen Tegel und so gibt es in der SEN Lounge noch ein entspanntest Frühstück. Da es schon kurz nach 8 ist, ist es recht leer, viele der morgendlichen Geschäftsreisenden sind schon in der Luft oder schon am Ziel gelandet. Kurzer E-Mail Check, zwei Telefonate und ab zum Gate. Entweder ich hab es bisher übersehen, oder diese Ladestation für Mobile Geräte ist neu. Das Boarding beginnt mit 8:45 Uhr recht zeitig und nach der schnell durchlaufenen Sicherheits- kontrolle (heute mal wieder mit Schuhe, mit Abtasten auch wenn nichts piept, sitze ich schon fast 25 Min vor Abflug auf meinem bequemen 1F.
Der Sitz selbst ist eine gute Wahl, da der Nebensitz meist leer bleibt. (er ist dem CoPiloten oft vorbehalten, da man mit 3 Piloten fliegt und einer ab und an schläft.) Heute sind aber 3 andere Sitze frei und der schlafende Pilot liegt in Reihe 4.
Der Sitz:
Die BusinessFirst Kabine besteht aus insgesamt 16 Sitzen, angeordnet in einer 2-2 Konfiguration. Die Sitze stehen etwas schräg zum Fenster, sind aber parallel angeordnet und bieten entgegen dem neuen LH Produkt genug Beinfreiheit. Wenn beide Sitze zu einem Bett umgebaut sind, dann ist auch hier zwischen den Sitzen nicht viel Platz, es reicht aber für den Fenstersitzenden zum drüber steigen, was bei einem kleinen Test gut funktioniert hat. Die Armlehne (bei 1F rechts unter dem Fenster) lässt sich (wie bei LH) versenken und erhöht somit die Breite des Sitzes. Bedient wird der Sitz durch ein Tastenpanel in der Mittelkonsole. Hier sind Funktionen wie Schafen und TakeOff fest programmiert, sonst lassen sich der Fußbereich, die Rückenlehne und die Stütze im Rücken extra einstellen. Oben unter dem Leselicht befindet sich ein weiterer Schalter, hier lässt sich die Lounge-/ TV Position einstellen. Auch das leselicht ist so angeordnet, dass dieses sogar genutzt werden kann. Bei Lufthansa ist es in der Sitzlehne leider nicht nutzbar, da das Kopfkissen drauf liegt, hier befindet sich dieses in der feststehenden Sitzschale. Wie heute üblich bekommt also der hinter einem Sitzende nicht mit, wie mein Sitz gerade steht und wird nicht gestört.
Wird der Sitz zum Bett ausgefahren so bietet sich eine (für mich mit 1,75m) ausreichende Liegefläche in der Länge. Die Beine verschwinden dabei unter dem Vordersitz bzw. unter dem Monitor in Reihe 1. Eine ähnliche Variante findet sich auch in der BusinessClass von Swiss oder Brussels Airlines. In der Breite ist der Sitz ebenfalls ausreichend, wenn die Lehne versenkt ist. Schlafen ist (zumindest für mich) auf der Seite oder dem Rücken problemlos möglich, ist stoße weder an der Seite an, noch komme in die Verlegenheit den Sitznachbarn mit den Knien oder Füßen zu berühren. Auch die Höhe des „Faches für die Füße“ dürfte Füße der Größe 45 noch aufrecht beim auf dem Rücken liegen Platz bieten (mangels so großer Füße nur bedingt zu testen :-))
Das nun entstandene Bett ist bequem, nicht zu hart und nicht zu weich und daher perfekt geeignet, einige Stündchen zu schlafen, was bei 9 Std. Flugzeit auch nicht so schlecht ist.
Wird der Sitz in Loungeposition versetzt, so bietet sich die ideale Position zum Essen oder arbeiten. Der Tisch ist zweiteilig und klappt sich aus der Mittelkonsole heraus. Manko gegenüber dem Sitz bei Lufthansa- wenn der Tisch ausgeklappt ist kann man nicht aufstehen. Bei den Sitzen in Reihe 1 ist das kein Problem, kann man doch „seinen Kram“ auf dem Monitor oben abstellen. Auch wenn nur der halbe Tisch ausgeklappt wird, ist es zumindest am Fenster schon mühselig heraus zu kommen, also essen oder schlafen.
Wer meine anderen Review so gelesen hat, der kennt den ganzen Kram den ich mit mir rum trage. Rucksack mit Macbook, ipad, Telefon, Netzteile, Zeitschriften und dergleichen. (Auf Wunsch einzelner Herren ist nur das iPhone zu sehen 🙂 ) Dieser ganze „Kram“ lässt sich aber sehr gut verstauen. Auch wenn ich heute zwei Sitze habe, das hätte auch gut in meinen einen Sitz gepasst. Unter dem Monitor befindet sich ein sehr breites Fach, welches mit ca. 10cm Höhe auch genug Platz für Macbook, Zeitungen, das Amenitiekit und dergleichen bietet. Auch neben der Armlehne am Fenster befindet sich noch genug Platz um etwas abzustellen. Das Bordmagazin findet in der Mittelkonsole Platz, die Steckdosen befinden sich aber nicht dort, sondern hinten in der Sitzschale. Dort ist neben einer internationalen Steckdose auch ein USB Anschluß und der Anschluss für die Kopfhörer und wiederum weiterer Stauraum. Auch die Menükarte und die Saftycard stecken dort. OK, man hätte bei so wenigen Passagieren das Amenitykit und das Menü austeilen können und nicht schon im Sitz deponieren, aber OK. Vielleicht liegt es auch daran das alle vorn einsteigen und daher durch die BusinessFirst laufen und es so beim Einsteigen hier etwas staut.
Hier nun einige Plus- und Minuspunkte:
+ bequemer und ausreichend breiter Sitz
+ Steckdose und USB Anschluss vorhanden
+ große Mittelkonsole und Sichtschutz zum Nachbarn, viel Privatsphäre beim schlafen– Sitz (als Bett) etwas kurz für große Menschen
– Aufstehen bei ausgeklapptem Tisch nicht machbar
– Monitor nicht in der Neigung verstellbar
Das Essen:
Nachdem es vor dem Start schon die Auswahl zwischen alkoholfreien Getränken und zwei Sorten Champagner gab (weiss nicht ob das immer so ist, aber heute hab es „Heidsieck & Co Monopole Blue Top NV 2009/2010“ oder „Paul Dangin Brut NV“), sind auf der Karte insgesamt 8 Spirituosen zu finden. Von Absolut Vodka über Bombay Gin bis hin zu 5 Sorten Whiskey und Rum gibt es für jeden etwas. Wer in der Economy Class reist, der kann die alkoholischen Getränke zum Preis von 7 US$ erwerben und nur mit Kreditkarte zahlen, Barzahlung ist sowohl dafür, als auch für den Duty Free Shop nicht möglich.
Weiterhin sind 5 Liköre und Cognac, sowie 3 Biersorten an Bord verfügbar. (Budweiser, Miller und Heinecken). Kaffee, Tee und alkoholfreie Getränke wie Säfte und Coke oder Tonic sind natürlich ebenfalls vorhanden.
Wer zum Essen oder auch sonst lieber Wein trinken möchte, für den hat United je 2 Weiss- oder Rotweine und eine regionale Spezialität an Bord, welches heute ein Riesling ist.
Als Appetizer habe ich heute die Wahl zwischen Garnelen auf Salat oder Melone und Schinken, wobei ich mich für letzteres Entscheide. Dazu gibt es eine Auswahl von 5 verschiedenen Brot- und Brötchensorten und Butter.
Der Tisch ist mit der grauen Serviette und einer ausreichenden Menge an Besteck nett eingedeckt und auch das Geschirr macht einen ordentlichen Eindruck. Während mein Orangensaft vor dem Abflug noch im Plastikbecher kam, ist man nun zum Glück zu Gläsern zurückgekehrt. Sodann folgt der Salat, wobei ich zwischen Joghurtdressing oder Essig und Öl wählen kann.
Bei den Hauptspeisen besteht die Möglichkeit sich zwischen 4 Gerichten zu entscheiden, oder aber ein Exklusiv Menü zu wählen (dieses kann jederzeit geordert werden). Neben der von mir bestellten Rinderlende mit Karotten, Zuckererbsen und Kartoffelpüree stehen auch Lachsfilet und Schrimps, die Vier Käse Ravioli oder ein Brunch Gericht zur Verfügung. Eigentlich ist es um halb elf am Vormittag noch zu früh zum Mittag und vielleicht wäre Brunch (mit Rührei gefüllter Crepe, Kartoffelpfannkuchen und Kirschpfannkuchen) auch keine so schlechte Idee gewesen. Mein Hauptgang war lecker, wenn auch das Gemüse etwas sehr weich war und durchaus hätte etwas bissfester sein können.
Für den Nachtisch stellt sich die Frage nach einer Käseauswahl mit Portwein, Weintrauben und Crackern oder dem Eis mit Toppings nach Wahl. Also gibt es Eis, wobei es auch beides gegeben hätte. Vorspeisen, Appetizer, Käse und auch das Dessert werden vom Servierwagen angeboten, so kann jeder nach Belieben entscheiden. Gerade bei dem Käse gefällt es mit besser, als es gleich auf einem Tablett mit der Vorspeise zu servieren. Ein Tablett gibt es im Übrigen generell nicht, es werden die Tische eingedeckt und die einzelnen Gänge auf den Tellern serviert.
Wer zwischendrin noch Hunger hat, der kann sich aus einem kleinen Snack- und Obstangebot bedienen, oder warten bis kurz vor der Landung. Hier wird dann noch einmal eine Kleinigkeit serviert. Heute gibt es ein Fladenbrot-Wrap mit Hähnchen.
Das InflightEntertainment:
Bedient wird es über die Touchfunktion des Monitors und zum Teil über die Fernbedienung im Sitz. Auch wenn sich der Monitor nicht neigen lässt, so war auch im liegen das Filme gucken durchaus möglich. Die Auswahl im IFE ist jedoch nicht so wahnsinnig groß.
Es gibt eine Reihe von Filmen, wobei einige recht alte dabei sind und ich etwas neues vermisse, da ich aber eh meist schlafe oder arbeite, ist das in der Regel auch egal. Ein recht hoher Anteil der Filme ist auf deutsch vorhanden, was zum einen natürlich an dem Abflugort liegt, zum anderen für viele recht angenehm sein dürfte.
Das AmenityKit, Decke und Kissen:
Die kleine Tasche ist hübsch anzusehen und recht ordentlich ausgestattet. Wie auf dem Bild zu erkennen, sind neben Zahnbürste, Augenmaske und Socken auch etwas Kosmetik und Pfefferminzbonbons enthalten. Damit ist das Kit umfangreicher als bei vielen anderen Airlines und dazu noch nett gemacht. Auch an einen Kugelschreiber hat man gedacht, um das leidige Zollformular auszufüllen. Wie schon geschrieben wird es nicht verteilt, sondern befindet sich bereits am Sitz als ich einsteige.
Angenehmer, als zum Beispiel bei British Airways, empfinde ich die Decke. Diese ist nicht nur kuschelig weich, sondern auch warm. So lässt es sich bequem und entspannt schlafen. Auch das Kissen ist dick genug und heute habe ich ja gleich mal zwei davon.
Alle Mitarbeiter waren vom Einsteigen bis zum Verlassen der Maschine freundlich und es gab absolut nichts zu meckern. Das Eindecken der Tische, die Mahlzeiten und der Service drum herum waren koordiniert und mit 2 Mitarbeiterinnen bei der BusinessFirst Kabine ausreichend um ohne lange Wartezeiten den gewünschten Service zu bekommen.
Während wir gerade Grönland überflogen gab es zudem super leckere warme Cookies mit Schokoladenfüllung und warme Milch- was will man mehr, wobei ich hätte vielleicht keine vier davon essen sollen 🙂
Im Fazit gefällt mir der neben dem Service der Sitz deutlich besser, als der neue Lufthansa Sitz, aber nicht so gut wie der Club World Sitz von British Airways. Dennoch hat ein Direktflug durchaus seine Vorteile und bietet mehr Möglichkeiten zum schlafen oder arbeiten als bei einem Zwischenstop. Wer also auf der Strecke Berlin-NY noch eine passende Verbindung braucht, dem sei ein Test der United 757 empfohlen, das Produkt kann gegenüber seinen Mitbewerbern, wie auch dem Kranich, durchaus punkten.