Das virtuelle Ich – wer sind wir und warum?

Auf dem Titel der aktuellen Ausgabe der Neon (April 2010) ist zu lesen:

„Wir Facebook Schauspieler- wie die Selbstdarstellung im Internet auf unseren Charakter abfärbt.“

Ich hatte heute das Vergnügen im Zug unterwegs zu sein und somit etwas Zeit den Artikel in Ruhe zu lesen. Hm, wieso hat man einfach nicht genug Zeit sonst?

Haben wir wirklich alle so viel zu tun? Sind wir wirklich das was wir auf twitter, Facebook, studiVZ und Co darstellen (wollen)?

Bei einigen Bekannten ist genau dieses nicht mehr der Fall. Gerade bei Menschen die ich lange persönlich kenne fällt mir genau das auf. Da werden die wildesten Statusmitteilungen bei StudiVZ gepostet wo ich mich manchmal (besorgt) frage … Warum? Wer will es wissen? Und muss man sich so „virtuell ausziehen?“

Erstaunlich das sich gerade die dann später beschweren und Aussagen wie „warum quatscht der/ die denn über mich? Was geht die an was ich tue?“ kommen. Der Artikel in der Neon wirft genau diese Frage auf. Sind wir so wie wir ins in Statusmitteilungen darstellen oder tun wir Sachen die wir nachher posten wollen?

Neulich hatte ich genau das Gefühl. Jemand den ich privat gut kenne postet Sachen die so gar nicht zu ihm passen. Aber die sind gerade „en vouge“, die anderen (Facebook-) Freunde tun das ja auch. Man will ja dazu gehören.

Auf meine Frage wie es denn kommt das er jetzt dieses oder jenes tut kam als Antwort „xyz macht das auch und ich find das jetzt gut.“ das nenne ich mal gar nicht beeinflusst.

Ich bin selbst in allen möglichen Netzwerken vertreten. Von meinVZ über Facebook, twitter, Xing oder stayfriends. Klar gibt es überall andere Leute die man „trifft“ und wo man ja will das diese das was man tut auch mitbekommen. Nur wollen die das auch? Wollen wir wissen ob jemand den 6. Tag in Folge Kopfschmerzen hat, er morgen meint „einen saufen zu müssen“ oder gerade das gestern getan hat? Die Welt hat sich verändert und tut es weiter, natürlich. Wurde früher hinter vorgehaltener Hand über kleine Ausrutscher des Einzelnen getuschelt ist das heute unnötig. Weiß ka eh jeder der es wissen will oder eben auch nicht.

Der @Sauerstoff hat in seinem Blog einige interessante Ansätze gepostet. Da werden wir auch daran erinnert das es ein „privates“ Leben gibt, ein „real life“, etwas was nicht in jedem Fall eine Statusmitteilung werden muss.

Eine generelle und richtige Meinung kann es hierbei nicht geben und ich möchte keinesfalls jemanden belehren was er Posten soll, darf und kann. Die Idee hinter diesem Post ist eher das wieder ein bisschen sensibilisieren und das verstehen. Das was gepostet ist ist da, für die nächsten Tage, Wochen, Monate. Ja, es begleitet und verfolgt ins vielleicht Jahre. Das ist es aber, was glaube ich vielen nicht klar ist.

Ich habe gerade über twitter sehr viele Leute kennen gelernt. Einige mittlerweile persönlich, einige derzeit noch nur virtuell oder telefonisch, mit anderen macht man sogar Urlaub. So werden aus virtuellen Bekanntschaften reale Freunde. So sollte das meiner Meinung auch sein. Virtuelle und reale Welt ergänzen such und schließen sich keinesfalls aus.

Und missen möchte ich weder die eine, noch die andere Welt.

Fragst Du Dich was Du postest und ob es auch in Jahren so stehen bleiben kann?

Überlegst Du vorher welche Wirkung ein Post oder eine schnelle Mitteilung bei twitter & Co hat?

Trennst Du private und berufliche Kontakte in speziell dafür ausgewählten Gruppen oder Netzwerken?

Auch ne Meinung dazu? Gern als Kommentar. . .

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