„Condor. Wir lieben Fliegen.“ ist der aktuelle Werbeslogan der, zum Touristikkonzern Thomas Cook gehörenden, Fluggesellschaft Condor. Im heutigen Reisebericht werden ich versuchen zu ergründen, ob „Fliegen“ die einzigen Reisenden sind, die gern an Bord der frisch renovierten Business Class der Langstreckenflotte der Condor reisen oder ob auch der anspruchsvolle Reisende einen solchen Flug liebt.
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Einleitend sei erwähnt, dass die Condor kürzlich die Umrüstung der zwölf Flugzeuge umfassenden Langstreckenflotte abgeschlossen hat und nun flottenweit ein einheitliches Business Class Produkt anbietet. Dabei sind 3 Flugzeuge der Flotte mit High J, also mit 30 Business Class Sitzplätzen ausgestattet, wohingegen die restlichen 9 Flugzeuge nur über 18 Business Class Plätze verfügen. Die High J Maschinen werden dabei bevorzugt auf den Strecken nach Mauritius, die Seychellen und den Malediven, sowie zu einen US Ziel wie Las Vegas oder Seattle eingesetzt. Dieser Trip Report bezieht sich auf dem Flug mit Condor DE 7315 am 28.07.2014 von Mauritius nach Frankfurt, bei dem es sich um einen rund zwölfstündigen Tagflug mit Abflug um 08:25 Uhr und Ankunft um 18:20 Uhr handelt. Bereits 10 Tage vorher habe ich mit Flug DE5315 den übernächtlichen Hinflug absolviert und werde einige Erfahrungen aus dem Flug hier mit einbringen.
Der CheckIn
Der CheckIn erfolgte an insgesamt 5 Schaltern. 2 Für die Economy Class und jeweils ein weiterer für die Premium Eco, die Business Class und für bereits online eingecheckte Fluggäste. Nun ist diese Idee der Trennung der Passagieren grundsätzlich ganz gut, allerdings nützt dies wenig, wenn die örtlichen Flughafenrepräsentanten der Transferunternehmen diese Trennung grundsätzlich aufheben und sich herzlich wenig dafür interessieren, in welcher Klasse der Gast reist. Das widerrum bedeute schon einmal anstehen, obgleich wir offensichtlich die einzigen Premium Gäste weit und breit waren. Endlich an der Reihe musste nicht nur das Aufgabegepäck, sondern auch das Handgepäck auf die Wage und wurde mit einem Kontrollbändchen versehen. Aus meiner Sicht schon das erste Fragezeichen des Tages denn für die Business Class, denn eine Handgepäckbeschränkung von 8 Kilogramm ist vollkommen deplatziert.
Weiter ging es mit der Erstellung der Bordkarten und erneut war ich baff und erstaunt als mir Bordkarten für Reihe 3 anstelle der, Monate im voraus reservierten, Reihe 1 ausgestellt wurden. Die Erklärung war das es einen Aircraft Change gegeben hätte und daher nun eine andere Konfiguration geflogen würde. Glatt gelogen, denn alle 3 High J Maschinen sind exakt gleich konfiguriert. Offensichtlich hatte man im Reservierungssystem vergessen die Crew Seats in Reihe 1 zu blocken. Nachdem ich mich nun bereits zweimal geärgert hatte ging es Richtung Gate. Natürlich ohne irgendwelche Hinweise zur Location der Lounge oder ähnlichem.
Lounge
Nach ausgesprochen rascher Abfertigung an der Sicherheitskontrolle fanden wir die von allen, nicht mit Air Mauritius „verbandelten“, Airlines genutzte Premiumlounge direkt vor dem Abfluggate. Am Eingang wurden unsere Loungeeinladungen entgegen genommen und wir begaben uns per Fahrstuhl ins 2. OG. Die Lounge war nun die erste positive Überraschung des Tages, denn nicht nur das Sie außerordentlich großzügig und hell war, sondern auch das flinke und dienstbereite Personal versuchte uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Neben frischen Salaten, Croissants, Brot und Brötchen, Butter, Marmelade, frischen Früchten und unzähligen alkoholischen und alkoholfreien Getränken wurde auch eine umfangreiche Auswahl an warmen Speisen auf einer Speisekarte angeboten. Aufgrund der frühen Stunde beließ ich es aber bei etwas frischem Orangensaft und einem, frisch vom freundlichen Personal zubereiteten Cappuccino, der keine Wünsche offen ließ.
Das Flugzeug
Der Condor Retro Jet D-ABUM sollte uns heute als Beförderungsmittel dienen. Genau wie bereits bei Hinflug vor 10 Tagen war dieser, von außen im Retro Look der 70er Jahre gestaltetem Jet, im Einsatz. Leider ist die wechselvolle Geschichte des rund 20 Jahre alten Flugzeuges in vielen Punkten an Bord noch klar sichtbar.
Nach Zeiten bei China Southern und Eurofly war das Flugzeug bis 2012 bei Alitalia im Dienst und wurde dann in Abu Dhabi auf den Condor „Standard“ umgebaut wie ein aufschlussreiches Youtube Video der Condor dazu verrät. Leider hat man wohl verpasst die Overhead Bins an einen zeitgemäßen Standard anzupassen was dazu führt das diese kaum Platz für einen einzelnen Rimowa Boardtrolley bieten, was außerordentlich lästig ist, aber nun auch die strikte Begrenzung des Handgepäckes erklärt. Vermutlich schaffen es aber zumindest Fliegen ihr kleines Handgepäck dort unterzubekommen.
Boarding
Circa 45 Minuten vor der geplanten Abflugzeit erfolgte der Bordingaufruf am Gate, den wir in der Lounge durch die unmittelbare Nähe deutlich vernehmen konnten. Für das Boarding stand, anders als in Frankfurt wo man das Wort Premium Pax offensichtlich noch nie gehört hatte, ein Premium (also Premium Eco und Business Class) als auch ein Economy Class Gate zur Verfügung. An der Tür erfolgte eine Begrüßung durch en Purser und eine Flugbegleiterin, welche die Gäste auf die richtige Seite des Flugzeuges manövrierten. Auf den Business Class Sitzen lagen sowohl die Decke als auch ein Kopfkissen bereit. Nach einem recht langwierigen Boardingprozess wurde dann ein Welcome Drink in Form von Orangensaft oder einem durchaus trinkbaren spanischen „Cavas Hill 1887“ Cava gereicht.
Im Anschluss wurden die Amenity Kits ausgegeben und mit Verwunderung musste ich feststellen, dass sich diese vom Hinflug erheblich unterschieden. Nach einigem Studium den Inhalts und des Labels stellte sich heraus, dass es sich um das Premium Eco Kit handelte, was zwar mit dem Business Class Kit fast identisch ist aber halt nur fast. Es fehlte der Hygieneüberzug für das Headset und wirkte sowohl von der Aufmachung als auch vom Inhalt noch billiger als das ohnehin schon fragwürdige Business Class Kit, welches übrigens immer noch Comfort Class als Aufschrift trägt.
Auf Nachfrage wurde erklärt dass man auf dem Hinweg alle Business Class Kits verbraucht hätte und somit nur noch Premium Eco übrig wären. Diese Bemerkung ließ vermuten, dass erneut für den Hinweg zahlreiche Upgrades am Gate verkauft wurden. Bei meinem Hinflug am 18.07. wurde dies auch offensiv am Gate getan und scheinbaren gab es mal wieder genügend Interessenten die bereit waren für ein Upgrade von Eco in Premium Eco 250 EUR pro Person (vorab gebucht wären das 150 EUR gewesen) und von Eco in Business Class für 900 EUR (vorab gebucht kostete das Business Class Ticket Frankfurt – Mauritius am 17.07. nur 999.00 EUR all inklusive, also ganze 99 EUR mehr als das Upgrade). Schlussendlich waren auf unserem Hinweg alle Premium Eco und alle Business Class Plätze belegt obgleich am 17.07. in Business noch 10 freie Plätze verfügbar waren.
Auf dem heutigen Flug wurde am CheckIn ebenfalls ein sehr großzügiges Upgrade Angebot über die CheckIn Monitore verbreitet, nämlich 2 Upgrades zum Preis von 1. Kling gut, ist aber Dummenfang vom Feinsten. Denn zwei Upgrades von Eco in Premium Eco kosteten zusammen 650 EUR, in Business Class 1.800 EUR, was soll man dazu noch sagen.
Der Sitz
Kommen wir nun mal zum wichtigsten Element einer Business Class, der Sitz. Condor verbaut den sogenannten „Majesty“ Sitz auf dem Hause Zodiac Aerospaces. Ein Produkt welches bereits gut eine Dekade auf dem Markt ist und bei Airlines wie zum Beispiel Finnair bereits von zwei Generationen neuer Sitze abgelöst wurde. Condor proklamiert dazu folgendes:
„Das Sitzmodell „Majesty“ ist ein vollautomatischer Liegesitz mit vielen individuellen Einstellmöglichkeiten und einer Bettlänge von 1,80 Metern. So können sie sich auf der Langstrecke bequem langstrecken.“
Ich vermute der Werbetexter hat noch nie in dem Sitz gesessen denn weder handelt es sich um einen Liegesitz also ein „Lie Flat“ Seat, noch lässt es sich bei einer „Bettlänge“für einen durchschnittlichen Mitteleuropäer mit 180 cm Körpergröße, bequem langstrecken. Nicht nur das die 170 Grad Neigung ein permanentes abrutschen in den, viel zu kleinen, Fußraum verursacht, auch die nicht waagerechten Klappkanten des Sitzen führen eher zu Rückenschmerzen denn zu Entspannung. Einzig Liebhaber der „Fötusposition“ kommen hier auf ihre Kosten.
Die vorprogrammierten vier Sitzpositionen sind, mit Ausnahme der aufrechten Grundstellung, auch vollkommen nutzlos, denn weder gibt es einen brauchbaren Relax- und Lesemodus, noch einen für das Essen passenden Modus. Selbst der „Flache“ Schlafmodus entpuppt sich als nicht flach, da ja auch ansonsten nur noch Füße bis Schuhgröße 30 in den Fußraum passen würden. Darüber hinaus hat der Sitz einen weiteren entscheiden Konstruktionsfehler, denn sobald der Tisch, welcher sich in der Armlehne befindet, ausgeklappt ist lässt sich der Sitz nicht mehr verstellen. Ein Phänomen welches mir bis dato bei keiner Airline untergekommen ist.
Um diese Fehlkonstruktion noch schlimmer zu machen lässt sich der Tisch auch nur waagerecht ausklappen, wenn der Sitz in einer mehr oder minder aufrechten Position ist. Somit ist man beim Essen und dem Versuch zu arbeiten zu einer „gesunden, aufrechten Sitzhaltung verdammt. Apropos arbeiten das fällt weitestgehend aus, da zwischen dem Anfang des Tisches und meinem nicht ganz so schlankem Körper, gute 8 cm Platz sind und somit eine Ablage des Handballens nicht möglich ist. Bleibt also nur noch der Schoß, der für das Arbeiten mit einem Laptop sicher noch vertretbar ist, für alles andere ausgeschlossen scheint. Bereits das ausfüllen der Landingcard für Mauritius auf dem Hinweg gestaltete sich daher äußerst mühsam.
Sollte man dann doch in die Verlegenheit kommen auf dem Schoss arbeiten zu wollen oder zu müssen, so steht zumindest an jedem Platz ein USB Port, sowie eine 110 Volt Streckdose für handelsübliche Strecker bereit. Alles in allen ist somit weder bequemes liegen, noch arbeiten oder essen möglich.
Auf diesen Missstand angesprochen erklärte mir der Purser, dass der hier verbaute Sitz das Einzige am Markt verfügbare Modell wäre der in einer B767 passen würde, was erneut eine Vorspiegelung falscher Tatsachen darstellt. Denn Airlines wie United (Review) , Austrian und Delta Arlines fliegen seit Jahren Flat Bed Seats in dem Flugzeug um die Welt.
Darauf angesprochen wurde mir vom Purser erklärt dass, dass man ja dann viel weniger Sitze unterbringen würde und daher der einzelne Platz für deutliche höhere Preise verkauft werden müssten! Nun kann man diesem Argument durchaus folgen aber es sei einmal dahingestellt ob nicht auch ein höherpreisiges zeitgemäßes Business Class Bett am Markt seine Kundschaft finden würde denn was nützt mir eine günstige Business Class in der ich nur bedingt bequem Reisen kann!
Aber ich bin mir sicher, die durchschnittliche Fliege kann sich in dem Sitz bequem langstrecken. Condor „Wir lieben Fliegen“ da haben wir es wieder!
Die Verpflegung
Der Charme eines langen Tagfluges ist immer der umfangreiche Service und zumeist aufgrund der damit verbundenen Tageszeit die Möglichkeit, diesen auch ausgiebig zu nutzen. Das Frühstück, welches circa 60 Minuten nach dem Abflug serviert wurde, kam in Form eines vorbereiteten Tablet daher und war weder herausragend gut noch besonders kritikwürdig. Nach circa sechs Flugstunden wurde dann das Mittagessen serviert.
Traditionell werden dabei alle Vorspeisen (heute „Lobster Bellevue“, kreolischer Geflügelsalat, Blattsalat und eine warme Auswahl an Brot und Brötchen nebst Butter und einer grüßen Salsa) gereicht. Alle Bestandteile waren als durchaus ordentlich zu bewerten, obgleich ich die nicht vorhandene Wahlmöglichkeit doch als Kritikpunkt sehe, denn nicht jeder ist ein Liebhaber von Lobster, oder stark mayonnaisehaltigem Geflügelsalat. Das Ganze kam mit einer umfangreichen Auswahl an warmen Brot und Brötchen sowie unterschiedlicher Butter daher.
Im Hauptgang kam bei mir ein „totgebratenes“ Rinderfiletsteak mit Pilzsauce (wo waren nur die Pilze?) nebst geschmacksneutralen „feinen“ Gemüsen und (fetttriefenden) Kartoffelstäbchen daher. Meine Reisebegleitung entschied sich für die „vegetarische“ Spezialität und erhielt „Tortellini in cremiger Tomatensauce und feinen Gemüsen“ welche zwar essbar, aber weder optisch noch geschmacklich irgendwelche Eindrücke hinterließen und eher an ein Economy Class Gericht erinnerte. Diese Auswahl ließ mich für die armen Passagiere im hinteren Teil des Flugzeuges Schreckliches ahnen. Die anschließende Käseauswahl, welche nochmals vom Brotkorb und Butter begleitete wurde, sowie das Dessert in Form einen Schokoladentörtchen waren durchaus dekorativ und auch geschmacklich ansprechend.
Circa 2½ Stunden vor der Landung wurde dann eine Auswahl an kleinen Speisen gereicht. Sowohl der Obstsalat, als auch das „angebliche“ Limonentörtchen mit Creme vom Grünen Tee, als auch der „angebliche“ marinierte Apfel und Palmenherzen-Salat war lecker, obgleich ich die Richtigkeit er Angaben des Speisekarte anzweifle. Da die Creme nicht nach grünem Tee und der Salat nicht nach Palmenherzen schmeckte, hat sich hier vielleicht jemand vertan, vielleicht. Last but not Least verspricht die Speisekarte vollmundig, dass die „Mahlzeit mit einem edlen Tropfen aus einer umfangreichen Auswahl an Aperitifs, Weinen und Champagner“ abzurunden wäre.
Leider erreichte der Champagner bereits beim Mittagessen nach 6 Stunden Flugzeit annähernd Zimmertemperatur. Vermutlich traf dies auch auf die Weißweine zu, die bereits auf dem Hinweg nach 1½ Flugstunden selbigen Temperaturgrad erreicht hatten. Als Erklärung wurde mir geliefert, dass es in Flugzeugen keine Kühleinrichtungen gäbe und man die Getränke mittels Trockeneis kühlen müsste, was nur suboptimale Ergebnisse liefern würde. Aber wenn mir der Champagner zu warm wäre solle ich doch einfach ein paar Eiswürfel nehmen, denn die hätte man noch vorrätig, obgleich auch diese bei voller Kabine gern ausgehen würden.
Erneut musste ich mich fragen, warum Passagiere bei der Condor eigentlich unentwegt für dumm verkauft werden oder warum sind andere Airlines in der Lage auch auf 14stündigen Flügen kalte Getränke anzubieten? Ach ja vielleicht liegt das ja daran das die Condor Fliegen liebt und die mögen die Getränke vielleicht warm. Wer weiß das schon?
Nun kann man mich für kleinlich oder versnobt halten aber ich denke ein ansprechend temperiertes Getränk darf ich als Passagier, egal in welcher Klasse und bei welcher Airline, doch an Bord eines Flugzeuges erwarten. Meine Recherche nach der Rückkehr ergaben dass Condor tatsächlich in der Boeing 767 keine Möglichkeit hat die Getränke zu kühlen da offensichtlich die entsprechenden Einrichtungen, was bei mir einzig und allein ein leichtes Kopfschütteln verursacht.
„Condor. Wir lieben Fliegen, und wohl temperierte Getränke“
Service
Das „Champagner Gate“ bringt uns quasi ohne Überleitung direkt zum Thema Service. Von den 30 in der Business Class vorhanden Sitzplätzen waren dabei heute nur 11 besetzt und das Team aus Purser und Flugbegleitern in der Business Class Kabine war damit nur mäßig gefordert. Das Team war dabei durchweg bemüht und versuchte während der Mahlzeiten so oft als möglich eine persönliche Ansprache an den Gast zu richten. Allerdings könnte der Service durchaus noch etwas proaktiver sein, denn zwischen den Mahlzeiten entstanden hin und wieder unangenehm lange Pausen in denen die Gläser leer blieben. Eine Airline die sich rühmt die besten Flugbegleiter Deutschlands zu haben bleibt damit ein wenig hinter Ihrem eigenen Anspruch zurück.
Entertainment
Möglicherweise den positivsten Eindruck hinterlässt noch das neue InSeat Entertaiment System. Das sogenannte Premium Programm, welches in der Economy Class übrigens 7,00 EUR kostet, ist bestückt mit circa 20 Kinofilmen. Darunter recht aktuelle Werke wie „12 Years a Slave“, „The Amazing Spider-Man“, „Dallas Buyers Club“, oder „Grand Budapest Hotel“ sorgen für recht gut Unterhaltung sowohl auf dem Hin- als auch dem Rückweg. Neben den Spielfilmen stand auch eine Auswahl an Fernsehserien, sowie eine recht umfangreiche Musikauswahl zur Verfügung. Leider findet sich im Vorfeld der Reise nirgends ein Hinweis auf das aktuelle Programm und es steht zu befürchten, dass die Aktualisierung des Bordprogramms wohl eher sporadisch erfolgt.
Ach ja, sporadisch könnte man auch die Erscheinungsweise des Bordmagazins nennen. Denn im Monat Juli liegt an Bord nur die Ausgabe 2/2014 vor und ist mit dem Vermerk „Nur für den Gebrauch an Bord“ versehen. Allerdings ist das primär aus Werbung und Editorials bestehende Druckerzeugnis auch kaum irgendwo anders genießbar.
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Gesamteindruck
Die Gretchenfrage ist: Wen will die Condor, mit Ausnahme der Fliegen, mit diesem Angebot ansprechen? Aus meiner Sicht sind weder der Geschäftsreisende, noch der sehr anspruchsvolle Privatreisende nicht ganz optimal bedient, denn das Angebot ist trotz eines Quantensprungs im Verhältnis zu alten Comfort Class, lange nicht Up to Date.
Allerdings offeriert Condor aktuell OneWay Flüge in den Indischen Ozean, nach Thailand, Vancouver oder Seattle zu Preisen ab 999,00 Euro pro Strecke. Flüge nach Ft. Lauderdale, Baltimore oder Ostafrika sind bereits ab 799,00 EUR One Way erhältlich und damit kaum teurer als Premium Economy Angebote anderer Airlines. Sollte dies und der genügsame Privatreisende der avisierte Kundenkreis sein, den die Condor mit der „neuen“ Business Class erreichen will, dann hat man das Ziel sicher erreicht. Sollte sich das Preisniveau aber erhöhen und damit der Unterschied zu hochwertigen Business Class Produkten verkleinern, dann bleibt sicher wieder nur der Fluggast als Kunde, dem „keine andere Wahl“ bleibt.
Der, der entweder an entlegene Orte wie Anchorage oder Kilimanjaro reisen möchte, wo außer Condor faktisch keiner hinfliegt, oder der notorische Frankfurter NonStopp Flieger der für kein Geld oder Comfortsprung der Welt auch nur einmal umsteigen möchte. Condor hat viele charmante Ideen, wie eine Blumengruß zum Essen oder eine umfangreiche Auswahl an hochwertigen Amenities in komplett umgebauten und großzügigen Waschräumen , aber es fehlt an einem roten Faden durch das Produkt, der es zu einem besonderen Reiseerlebnis werden lässt.
Besonderes
Nachdem ich nun die bisherige Einschätzung während des Fluges zu Papier gebracht hatte wurde ich, nachdem ich den Laptop stromlos geschaltet hatte, von einer weiteren bösen Überraschung erwischt. Der Purser eilte durch die Kabine und informierte die Business Class Gäste über die Tatsache, dass man aufgrund von schlechtem Wetter in Frankfurt und daher einem akuten Spritmangel nun nach München fliegen müsse, um zu tanken. Die vor uns sitzenden Gäste welche nach München wollten, wurde dies als Erfreuliche Mitteilung verkauft, sie wären ja quasi zu Hause. Aber weit gefehlt, selbstverständlich durfte niemand das Flugzeug in München während des Tankvorganges verlassen.
Für uns nur bedingt problematisch aber für Gäste mit Flugziel München saubescheuert. Nach gut 90 Minuten in München, während der es weder für Business noch Economy Class Gäste irgendetwas zu trinken gab, setzten wir unsere Reise nach Frankfurt fort. Während des Aufenthaltes in München und dem Anflug auf Frankfurt wurde den Gästen vom Personal mehrfach erklärt, dass der Flughafen Frankfurt aufgrund eines Gewitters für 90 Minuten vollständig gesperrt gewesen wäre und daher ALLE Flüge Verspätung hätten und somit keiner Angst haben müsse den Anschluss zu verpassen. Die Gäste mögen einfach auf der Abflugtafel den geplanten Abflug und das geplante Gate suchen und sich direkt dort hin begeben. Und da waren sie wieder die nächsten zwei Fabeleien.
Tatsächlich war der Flughafen Frankfurt für einige Minuten gegen 18 Uhr voll gesperrt aber bei unserer Ankunft in Frankfurt um 20:20 Uhr war fast alles wieder pünktlich. Darüber hinaus ist es bei Ankunft in Terminal 1B nach der Passkontrolle nötig, durch den öffentlichen Bereich in das Terminal 1A zu gehen. Dort scheitere aber jeder an der Bordkartenkontrolle da die abgelaufenen Bordkarten natürlich nicht akzeptiert wurden und daher für fast alle Mitreisenden der Weiterflug zur Illusion wurde. Wir hatten Glück und konnten dank der tatkräftigen Unterstützung einer Mitarbeiterin vom LH First Class CheckIn das Kontrollpersonal davon überzeugen, uns zumindest durch die Kontrolle zu lassen um am Gate unsere Bordkarten, des durch Condor von Business Class in Economy Class umgebuchten Anschlussfluges abholen zu können.
Auch hier sei der Lufthansa Mitarbeiterin für ihr Engagement gedankt, denn trotz des downgegradeten Tickets, wurden wir in der Business Class befördert. Nach all dem Stress Frankfurt war dann nun auch die letzte Urlaubserholung passe. Es lässt sich also eindeutig feststellen, dass die bereits zitierte Fliegen auch hier eindeutig im Vorteil gewesen wären, da Sie direkt von der Vorfeldposition der ankommenden Maschine zum Abfluggate hätte fliegen können. Der bedauernswerte Fluggast musste per Bus und Pedes vorankommen, was die liebe zum fliegen mit der Condor deutlich dämpfte.
Also Condor liebt (die oder das) Fliegen, ob die Passagiere der neuen Condor Business Class Ihre Liebe schenken, wird sich zeigen.
Über den Autor:
Silvio Rebmann ist Geschäftsführer des Reisebüros cube-travel.de, sowie des Reiseveranstalters usatravel.de Wer erfahren möchte, wo und wie er sonst so fliegt, der liest dieses unter anderem auf seinem Profil bei Flugstatistik.