Es ist alles traurig genug, Menschen die ihren Job mit Hingabe und Ehrgeiz machen, für die es eine Berufung und nicht nur ein Beruf ist, die leiden unter Fehlern im Management und falschen Entscheidungen.
Was dann dabei herauskommt, das können wir alle in ausreichender Anzahl in Zeitungen und Internet nachlesen, im Fernsehen sehen und uns dann auch selbst ein Bild machen. Ich habe mich bereits einige Male in diversen Beiträgen (auch und gerade in dem zu den Fragen rund um airberlin) für einen freundlichen Umgang mit den Mitarbeitern ausgesprochen. Mehr noch, freundlich, respektvoll und durchaus dankbar.
Keineswegs möchte und werde ich mich an Spekulationen beteiligen, weder zu Lufthansa, noch zu dem Bodendienstleister in Berlin, zu dem BER Flughafen und auch nicht zu vielen (aus meiner Sicht) falschen oder zumindest fragwürdigen Entscheidungen aus und in Abu Dhabi.
Lange war (und ist) airberlin eine meiner liebsten Airlines. Ich bin über 50 Langstrecken mit airberlin in Business Class geflogen, dazu unzählige Kurzstrecken in Eco und Business. Als airberlin Platinkunde habe ich genau den hervorragenden Service bekommen wie zuvor als Gold oder British Airways Kunde. Auch habe ich mehrfach die Entscheidung Getränke und Essen auf den Kurzstrecken kostenpflichtig zu machen verteidigt, nicht nur bei airberlin halte ich dieses für den richtigen Weg.
Doch nun, nun soll es das gewesen sein? Der letzte Flug auf der Langstrecke? Der letzte mit einer der freundlichen airberlin Crews und gleichzeitig noch der erste, besondere Flug, mehr dazu aber gleich.
Als die Ankündigungen immer dichter wurden, es klarer wurde „so geht es nicht weiter“ und am 15. August die Insolvenz kam, habe ich dennoch auch jetzt weiter airberlin Flüge gebucht. Am 16. August zudem genau diesen. Es sollte mein persönlicher Abschiedsflug werden, meiner mit airberlin auf der Langstrecke.
Also habe ich mir den Tagflug von Berlin nach Abu Dhabi für den 30. September und den Rückflug am 02. 10. gebucht, der dritte Oktober ist frei, so dachte ich mir das Wochenende davor könnte eine gute Idee sein. Es war ein Ticket ohne Stornomöglichkeit und ohne Umbuchung. Dauerte aber nicht lange, da kamen die Einstellungen einiger Strecken. Der Tagflug nach Abu Dhabi sollte schon Ende September gestrichen werden, daher buchte man mich auf den Abendflug um. So fehlte mir ein Tag, also Anruf bei „meiner“ Platinhotline und die Umbuchung auf ganz neue Termine, neu deshalb, weil der Rückflug nach dem 30.09. gar nicht mehr geht. Also schön umgebucht auf 26.09.- 30.09., den letzten Rückflug aus Abu Dhabi.
Doch es kommt anders als man denkt und bei meinem Anruf vor knapp einer Woche bei der Hotline wusste der Herr schon was werden soll. Man hatte mich schon auf den Rückweg via Zurich mit Etihad umgebucht, das ist eher blöd, wenn es ein airberlin Abschiedsflug werden sollte.
Also, freundlich gefragt und auch dieser absolut freundliche Herr hat mich dann nochmal umgebucht, so das es frühere airberlin Flüge werden konnten. Blöd nur, auch diese gehen nicht mehr, denn ab 24.09. soll es dann gar keine Abu Dhabi Flüge mehr geben, diese sind einfach zu verlustreich. Also… Ihr ahnt es schon, anrufen, umbuchen.
Antwort an der Hotline: „Ach Hr. Hennig, wir sind hier froh über jeden der uns nicht beschimpft und dann noch freundlich fragt, klar buche ich Sie nochmal um.“
So wurde es dann eine Reise auf dem Nachtflug AB 7494 am letzten Freitag und die AB 7493 heute, am Montag als Tagflug zurück.
Doch da war ja noch was. In der Business Class gibt es eine Verbesserung, die neuen Sitze in drei der bestehenden Maschinen vom Typ A330-200. In meinem Beitrag zum
Vergleich der airberlin alten und neuen Business Class
konntet Ihr schon Bilder sehen. Irgendwie hatte ich aber immer „Pech“ nur die alte Business Class zu erwischen. Am Freitag dann mal geschaut und von und nach Berlin war auch am Donnerstag die D-ABXE unterwegs, yes! Eine Maschine mit neuer Business Class.
Leider zu früh gefreut, denn als ich in der Weltbürger Lounge saß, rollte dann doch die D-ALPI an, nur die XE, XF und XG haben aber die neuen Sitze.
Auch bei diesem Flug hatte ich eine großartige Crew, interessante Gespräche und einen absolut tollen Flug. Sogar ein Gate ohne Bus gab es in Abu Dhabi, was will man mehr. Geht irgendwie alles und lief alles glatt.
Gestern Abend dann nochmal ein Blick auf die Planung und um 0:10 Uhr Ortszeit in Abu Dhabi gesehen, die D-ABXF ist auf dem Weg aus Berlin. Großartig, mein letzter airberlin Langstreckenflug sollte mir doch noch die Chance auf einen Flug mit den neuen Sitzen bieten. Klar, total unwichtig, totale Luxusprobleme und für alle die weniger fliegen sicher völlig belanglos. Ich habe mich dennoch gefreut.
Dann noch das übliche Ritual, seit einigen Wochen schon praktiziere ich das, auf meinen Flügen von und nach San Francisco, Punta Cana, New York, Abu Dhabi aber auch auf den Kurzstrecken mit Niki von und nach Palma, ich kaufe Gebäck, Macarons, Schokolade oder andere „Nervennahrung“. Einmal für die Kabine, einmal für’s Cockpit und bringe die auch vor dem Start direkt hin.
Von überraschten, erfreuten über begeisterte und dankbare Gesichter, bis hin zu kullernden Tränen habe ich dabei alles erlebt. Ja, für uns als Passagiere ist ein ausgefallener Flug blöd, eine Verspätung ärgerlich, ein Tag weniger Urlaub nervig und Geld welches nicht erstattet wird eine sehr unschöne Sache.
Aber weder airberlin noch irgendein Mitglied der Crews, des Bodenpersonals, vom Twitter oder Facebook Team oder sonst jemand macht es, um Passagiere zu ärgern. Während wir uns aber (mehr oder minder einfach) einen Ersatzflug besorgen können und dann doch fliegen, bedeutet es für Mitarbeiter den Verlust des Berufes, des eigenen Urlaubs, das Ende eines Traums vielleicht und Ungewissheit über die Zukunft. Ja, die Zukunft der Crews und derer Familien.
Eines steht für mich aber fest, ich hatte auf keinem einzigen meiner airberlin Flüge eine schlechte oder unmotivierte Crew. In all den Jahren und auch auf den Flügen in den letzten Wochen mit all der Ungewissheit waren diese nicht nur freundlich, sondern oft in einer „Jetzt erst recht“ Stimmung. Einer ist mir dabei ganz besonders in Erinnerung geblieben und daher möchte ich den explizit nennen. Den Purser Sebastian M. auf meinen San Francisco Flügen. Da ich- wie die Crews- auch nur zwei Tage da war, hatten wir das Vergnügen des Hin- und Rückfluges.
Nicht nur bei Ihm, auch allen anderen Mitgliedern der Crews sah man eines an, sie machen Ihren Job gern, lieben das was sie tun. Solche Menschen, solche Gesichter, ja solche Aushängeschilder brauchen Airlines, ja Unternehmen im Allgemeinen.
Solche Situationen sind zudem noch doppelt nett, hatte ich auf dem Weg nach Punta Cana auch schon, Hin- und Rückflug mit der identischen Crew.
Wir sind uns, so glaube ich, alle einig, so wird es mit airberlin nicht weitergehen. Einen Tag nach der Bundestagswahl, also am 25. September 2017 werden wir zumindest etwas mehr wissen. Wissen wie es mit Teilen der airberlin weiter geht. Der Name wird verschwinden, die Produkte auch, Strecken werden sicher von dem einen oder anderen Interessenten übernommen. Ich habe keine Idee und auch keine Meinung darüber, wer der bessere Bieter und der mit den meisten Zukunftschancen ist, klar ist aber: Für viele Mitarbeiter wird der 25. Oktober ein schwerer, wenn nicht schwarzer Tag werden. Klar, Passagiere vergessen schnell, suchen sich neue Airlines und fliegen auch weiter billig in den Urlaub.
Für mich persönlich ist es sehr, sehr schade wie es gelaufen ist und läuft, auch schade wenn es nur noch eine deutsche Airline gibt. Es kam irgendwie alles zusammen. Schlechte Zahlen, Flughafen nicht fertig, Bodendienstleister unfähig, Chaos im Management und vieles mehr. Die Mitarbeiter waren aber nie schuld, niemals.
Daher möchte ich diesen Beitrag auch mit einem großen
DANKE
beenden. Danke für viele, sehr viele wunderbare Flüge, tolle Crews und viele interessante und spannende Gespräche in der Galley.
Gerade wenn man, wie ich, hunderte Flüge in den letzten Jahren geflogen ist und einiges an Airlines erlebt hat, gerade dann lässt sich sehr gut einschätzen was uns hier fehlen wird, mir zumindest.
Neben den Crews möchte ich auch das Social Media Team nicht vergessen. Ich hatte viel Spaß, Spaß mit dem Team von Twitter, allen voran Mia, Spaß mit Posts, Kommentaren und direkten Chats auf Twitter. Das alles zu einer Zeit, in denen ich den Job dort nicht geschenkt haben möchte. Allein die öffentlichen Beleidigungen und Beschimpfungen dort gehen weit, sehr weit unter jede Gürtellinie. Leider vergessen Menschen bei allem (berechtigtem) Frust zu oft, da sitzen Menschen, Menschen die auch nichts dafür können und Entscheidungen umsetzen müssen.
Daher habe ich diesen heute mal nach Berlin in die Airberlin Zentrale ein kleines Care Paket gebracht und ein paar Zeilen aufgeschrieben. Ist gut angekommen, wie ich ja mittlerweile weiss.
Danke auch an die, zuerst die normale, später Gold, dann Platin, all diese Mitarbeiter machen einen tollen Job und werden dafür beschimpft und beleidigt? Was genau stimmt mit Menschen nicht?
Also, ich kann es gar nicht oft genug sagen:
Liebe airberlin Mitarbeiter,
ich wünsche Euch zu allererst ein Ende dieser quälenden Ungewissheit, ein Ende von „heute so und morgen so“ und dann natürlich eine Zukunft. Vielleicht ist die Uniform dann nicht mehr in der jetzigen Farbe, aber macht bitte weiter Euren Job so wie bisher.
Euch allen, jedem einzelnen wünsche ich, dass es irgendwie weiter geht, weiter in Eurem Traumjob, weiter in Eurer Berufung und stets sicherer Landungen, tolle Passagiere und allen voran eine gute und sichere Zukunft, wo und wie auch immer die sein mag.
Allen anderen Airlines sei gesagt, das Personal bei airberlin ist solches- lasst Euch das von einem Vielflieger gesagt sein- welches Ihr bedenkenlos einstellen könnt. Es kann seinen Job, es liebt seinen Job und es lebt für die Berufung. Nutzt Eure Chancen und übernehmt oder stellt diese einfach wieder ein, Eure Passagiere werden Euch dankbar sein.
Mag es noch so abgedroschen klingen liebe airberlin Mitarbeiter, aber KOPF HOCH, es wird schon, irgendwie, ich wünsche Euch nur das Beste.
DANKE, dafür das ich Euer Gast sein durfte!
Euer vielfliegender Passagier
#airlinemitHerz #DankeAirberlin
PS: und eigentlich juckt es mich doch noch in den Fingern, vielleicht wird es noch einen allerletzten airberlin Flug geben, mal sehen.