Singapore Airlines ist bekannt für seinen guten Service, den größten Sitz in der Business Class weltweit, der ja schon die breite so mancher FirstClass Sitze überschreitet. Doch wie gut ist das Produkt genau? Das habe ich mir angeschaut auf dem Weg von Amsterdam nach Singapur, um zu meinem kurzen Meeting zu kommen. Da ich diesmal extrem wenig Zeit habe und schon Mittwoch früh (ja, heute ist Montag) wieder in Berlin sein muss. Also ging es heute auf möglichst direktem Wege nach Singapur. Dabei bietet sich- nicht nur vom Namen her- Singapur Airlines an, welche von Amsterdam mit der Boeing 777-300ER an ihren Heimatflughafen fliegen. Die Maschine besitzt noch die alte BusinessClass und ist mit einer 3-Klassen Bestuhlung ausgerüstet. Vorn zwei Reihen FirstClass (nicht die Suiten aus der A380), dahinter zwei Reihen BusinessClass in der kleinen Kabine, welche man auch aus der Swiss oder American Airlines Bestuhlung kennt und dann folgen Reihen 14 bis 22 in der BusinessClass. Angeordnet sind die Sitze in einer 1-2-1 Bestuhlung, so das wirklich jeder seinen direkten Zugang zum Gang bekommt und niemand aufstehen muss. Die Kabine ist durch die großen Sitze natürlich sehr lang und wirkt eher wie eine Halle. Ich persönlich mag eher kleinere Bereiche in den Fliegern, ist aber sicher Geschmacksache.Dadurch das Singapore Airlines in der Mitte keine Gepäckfächer hat, ist die Kabine sehr hoch, wirkt offen, wenn auch die Farbgestaltung nicht so hell ist, wie es andere Airlines machen.
Nach dem wirklich kurzen Besuch der Aspire Lounge, welche sind knapp 10 Min zu Fuß vom Gate G7 weg befindet (—> Beitrag folgt noch), hat SQ auch am Gate einen Extrabereich für die Business- und FirstClass Passagiere abgetrennt. Das Boarding beginnt um 9:55 Uhr pünktlich und soll zum pünktlichen Start um 10:15 Uhr bereits abgeschlossen sein, war es dann auch.
Ich bin einer der ersten an Bord, der wirklich freundliche Purser begrüßt mich an der Tür und bittet eine der „Singapore Girls“ mich zu meinem Platz zu bringen. Das war es aber schon mit der Freundlichkeit. Kein Lächeln, keine Vorstellung, wortlos greift die Dame nach meiner Bordkarte und geht vorweg. Dann kann ich gut mit einem „ihr Platz ist da lang“ leben und brauche niemand der mich da hin bringt, aber gut. Es wird sich später noch herausstellen, das der Service heute sehr, sehr stark personenabhängig ist.Nachdem ist mich etwas eingerichtet habe, füllt sich die Kabine langsam und es wird Champagner, Wasser und Orangensaft angeboten, für letztren entscheide ich mich. Auch das heiße Tuch was nun folgt, wird mir wortlos entgegen gestreckt, ebenso wortlos wieder eingesammelt. Die Dame hat heute wohl einen schlechten Tag denke ich noch, bis sich eine andere Flugbegleiterin mit der Frage nach dem Getränk nach dem Start meldet. Ich bestelle Coke, ein „Danke“ oder „gerne“ gibt es auch hier nicht, naja das geht ja gut los für einen 13stündigen Flug. Doch dann die Wende. Man vergisst mich beim austeilen der Latschen, Socken und Augenmaske und der super freundliche Flugbegleiter bringt diese und entschuldigt sich. Dazu muss man noch wissen, AmenityKits wie in meiner —> Charityauktion gibt es bei Singapore Airlines nicht. Der CEO ist der Meinung, dafür wirft man Millionen Dollar raus und keinen interessiert es. OK, mich schon, macht aber nix. Auch Schlafanzüge sucht man in BusinessClass vergebens, gleiche Argumentation, wobei das ja lange nicht bei allen Airlines so ist. Qatar, Qantas, Etihad und einige mehr bieten diese durchaus an, auch in BusinessClass.
Auch wenn der Sitz auf dieser Boeing 777 etwas in die Jahre gekommen ist, er ist mit Abstand der breiteste Sitz den wir am Markt in einer BusinessClass finden. OK, ich bin jetzt nicht der größte, aber rechts und links ist noch einiges Platz, wenn ich hier sitze. Nach vorn hingehen nicht, und auch der Bereich zum Füße ausstrecken ist rechts (oder je nach Sitz) in der vorderen Ecke. Das bedeutet leider das man immer etwas schräg sitzen muss. Auch wenn es auf manchen Bildern einen anderen Eindruck vermittelt, zwischen aufrechter Rückenlehne und dem Bildschirm vorn ist jetzt nicht so viel Platz, wenn auch mehr als bei Mitbewerbern. Das hinsetzen und aufstehen ist aber Problemlos möglich, auch dann wenn der Tisch ausgeklappt ist, da sich dieser etwas nach vorn und dann schräg stellen lässt.
Wenn es etwas ausreichend gibt, dann Ablageflächen. Rechts neben dem Bildschirm geht es mit einem kleinen Fach für Brille, Handy oder kleinere Utensilien los. Daneben ist ein sehr großes Fach, welches Ablagefläche für Zeitungen, den Laptop, eine kleine Tasche oder das Kissen bietet. Unten im Fußraum ebenfalls noch weitere Ablageflächen. Hinter dem kleinen Fach aus welchem der Tisch heraus kommt, findet sich noch das Fach mit den Kopfhörern, welche dann oben an einer Halterung angehängt werden können und während des Essens oder arbeiten nicht immer irgendwo herum liegen.
Der Bildschirm ist für einen BusinessClass Sitz vollkommen in Ordnung, speziell weil man ja nicht so weit weg sitzt. Eine Besonderheit hat es aber noch. Der Sitz ist nicht wirklich verstellbar. Mit zwei Schaltern lässt sich zwar die Fußstütze heraus fahren und der Sitz in eine Art „Loungeposition“ bringen, jedoch war es das dann auch. Zum Flachen Bett wird der Sitz erst dann, wenn man die Rückenlehne nach vorn komplett umklappt, was wiederum bedeutet es geht nur eins, Bett oder Sitz. Bei vielen anderen Airlines ist das eben nicht so, da klappt sich der Sitz stufenlos herunter. Vorteil: Der Passagier kann es besser einstellen, Vorteil bei Singapore Airlines: Das Bett ist deutlich größer und bequemer, da die Matratze hinten fest drauf ist und man damit nicht auf dem Sitz, sondern der Rückseite liegt. Wer aber während des Fluges (bei 13 Stunden passiert das ja schon mal) gern aufsteht, zwischendrin essen möchte oder arbeiten, der muss es immer wieder zurück bauen (lassen). Heute ist das kein Problem, die Maschine ist in Business nur halb voll und auf Nachfrage baut man mir das Bett auf 20F statt dem 20K wo ich heute sitze. Daher mache ich einen Schritt über den Gang und falle ins Bett, mein eigentlicher Sitz bleibt zum arbeiten, wo ich auch diesen Beitrag gerade schreibe.
Nachdem wir nun also in der Luft sind, folgt meine bestellte Coke und die „Singapore Chicken and Beef Satay mit Gurke und einer würzigen Erdnusssauce. Die sind übrigens superlecker, nicht nur an Bord.
Es folgt die Vorspeise „Seared Marinated Scallop with Wundried Tomatoes Orzo Salad“. Der Salat war super, das Dressing und die Scallops eher nicht so mein Fall, aber das ist bekanntlich Geschmacksache.
Für den Hauptgang hatte ich mich schon vorher über „Book the cook“ für das „Chicken Supreme“ entschieden und bereits vorgestern online bestellt. Die Auswahl ist dort noch einmal um einiges größer, als die vier Hauptgerichte aus denen an Bord gewählt werden kann. Mein Hauptgang war übrigens sehr lecker.
Das mit dem Service und den beiden „Singapore Girls“ erreichte dann beim Hauptgang seinen Höhepunkt. Nicht nur das auch weiterhin alles ohne Lächeln und mit einem eher genervten Gesichtsausdruck serviert wurde. Als ich einen Mocktail, den „Sunrise Maedow“ bestellen wollte und zeitgleich eine Coke, entgegnete die Dame: „Zwei Getränke gleichzeitig geht nicht“. Bitte was??? Ich muss zugeben das mir das auf noch keinem einzigen Flug passiert ist. Aber… keine 15 Sekunden später stellte Sie mir (ebenfalls ungefragt) ein Wasser zum Essen hin, was ich weder bestellt noch getrunken habe. Soviel zum Thema „zwei Getränke“. Es ist sicher jammern auf sehr hohem Niveau und kein ernsthafter Grund zur Beschwerde, dennoch finde ich es bei Ticketpreisen zwischen 2.500 und 3.000€ genau so unpassend, wie bei einem 50€ Inlandsflug. Oft macht einfach der Ton die Musik, aber gut.
Doch der Lunch war ja noch nicht zu Ende. Nach dem Hauptgang folgte dann das Desert, wobei ich mich für „Calamansi-Rapsberry Dome“ entschied. Sehr, sehr lecker und auch die hübschere Wahl als das Espresso-Krokant Eis.
Als letzten Gang haben wir dann noch den Käse und die Früchte auf dem Tisch. Serviert wird diesmal vom Wagen, so das der Käse individuell angerichtet werden kann und die Früchte je nach Bedarf ausgesucht werden können. Anders als zum Beispiel Qatar und neuerdings ja auch Lufthansa mit dem Signature Service findet sich bei Singapore Airlines immer noch der Trolley in der Kabine. Sowohl für Vorspeisen, Getränke, Nachspeisen. Nur das Hauptgericht kommt individuell zum Platz. Als Käse gibt es drei wirklich leckere, den Blue Delft, den old Alkmaar und einen Ziegenkäse.
Für den kleinen Hunger zwischendurch, der ja bei 13 Stunden schon mal kommen kann, gibt es bis zum Frühstück noch eine kleine Karte. Neben Snacks wie Kartoffelchips, Nüssen, Müsli und Früchten welche in der Galley zur Selbstbedienung ausliegen, können Nudeln und verschieden belegte Ciabati bestellt werden. Ebenfalls gibt es einen cremigen Hühnersalat auf Bestellung.
Der Service für das warme (komplette) Frühstück beginnt dann jedoch schon 2,5 Stunden vor der Landung. Mir persönlich gefällt das nicht. Jetzt kann man argumentieren es sind 13 Stunden Flug, selbst bei ausgiebigem Essen vorher bleiben noch mindestens 7-8 Stunden Schlaf. Das ist auch soweit richtig, jedoch landen wir um 5:55 Uhr Ortszeit und wenn- wie ich- ich den Tag in Singapore normal verbringen möchte, dann weiss ich nicht ob ich um 3:30 morgens frühstücken möchte. Aber ich muss ja nicht und kann nachher im Hotel vor der Veranstaltung etwas essen, bei Ankunft um 6:30 Uhr ist selbst da noch genug Zeit. Die Frühstückskarte ich jedoch umfangreich. Neben Fruchtsäften, Cornflakes, Bircher Müsli und Yoghurt gibt es als drei Hauptgänge. Ein Käse-Eier- Soufflé, frittierte Eiernudeln oder Pancakes mit Beeren. Dazu natürlich nach Wunsch Gebäck, Brötchen, Butter und Marmelade. Da der mitreisende Kollege aber frühstückte, hier die Bilder.
Wer erst 1,5 Stunden vor der Landung geweckt werden möchte, der kann sich für das kontinentale Frühstück entscheiden, mal sehen wie ich schlafe und wann ich wach bin. Auch Kaffeespezialitäten gibt es ausreichend. Neben Espresso (der wirklich gut war) wird koffeinfreier Kaffee, Filterkaffee, Cappuccino, Mocha und auch Café Royale (mit brandy) angeboten. Dazu kommen in der Karte 14 verschiedene Sorten Tee. Darunter drei chinesische Sorten wie Jasmin, Oolong und Pu-Erh, aber auch Sencha Green Tea und indischer Masala Tee stehen auf der Karte. Lieber Kräuter gewünscht? Dann vielleicht Pfefferminz oder Lemon-Ingwer Tee, es ist also für jeden Teeliebhaber etwas dabei.
Auch heute habe ich- wie fast immer- einen Schluck des Portweins probiert, der Taylor’s 10jährige Tawny Port war ok, traf aber nicht so 100% meinen Geschmack. Und wer jetzt die Frage stellt warum ich ihn dann bestelle, ich liebe gute Desertweine und Port. Da ich aber wegen Medikamenten keinen Alkohol darf, reicht es immer nur für ein „probieren“, was vollkommen ok ist. Vielleicht noch soviel zum angebotenen Alkohol. Als Champagner wird der 2007er Taittinger Brut Millésimé angeboten. Weiterhin zwei Weissweine, der 2014er Zealands Estate Sauvignon Blanc aus Marlborough, Neuseeland und der 2013er Merryvale Starmont Chardonnay Carneros aus dem Napa Valley in den USA. Bei den Rotweinen gibt es drei an der Zahl, darunter der 2012er Chateau Doyac und der 2010er Chateau Peyrabon Cruz Bourgeois Haut Medoc, beide aus Frankreich, gefolgt von einem 2010er Chianti aus Italien.
Neben dem legendären Singapore Sling lassen sich noch acht weitere Cocktails bestellen, zudem wird mit sechs alkoholfreien Mocktails auch hier eine große Auswahl angeboten, was mich persönlich freut. Die alkoholfreien „Cocktails“ kommen bei den Airlines sonst ja bekanntlich etwas kurz. Heiße und kalte Schokolade, Milo, Spirituosen und Bier dürfen natürlich auch nicht fehlen und sind auf den Fotos der Karte im Detail zu sehen.
Auch Singapore Airlines bietet in Verbindung mit OnAir (dem Provider den auch Qatar nutzt und wo es oft nicht geht) Internet auf den Flügen an. Vorher wurde ich schon gewarnt, denn hatte doch ein Reisender in der Vergangenheit über 1000 Dollar zahlen müssen (—> Link zu der Geschichte), weil die Daten über das Paket hinaus abgerechnet wurden und er immer fleissig genutzt hat. So könne man nicht sehen ob die Daten zu Ende sind und wisse erst am Ende was es kostet, lauteten die einhelligen Warnungen. Das hat sich anscheinend seit 2014 geändert oder der Herr hat es einfach falsch angeklickt.
Heute zumindest ist bei der Anmeldung ersichtlich, ob nach Verbrauch der Datenpakete unterbrochen, oder einfach zu den dann gültigen Preisen weiter gemacht werden soll. Billig ist der „Spaß“ freilich nicht, so werden für 15 MB derzeit 6,00 US$ und für 30 MB 12,99 US$ berechnet und damit kommt man ja nicht wirklich weit. Ein Problem zudem, da das iPhone ja denkt es ist im WLAN (ist es ja auch) synchronisiert es im Hintergrund den PhotoStream und alles was ihm sonst so einfällt, da bleibt schnell nix von den Daten übrig.
Auch hier gilt wieder das, was es schon bei Qatar gibt. Meldet ihr Euch am Smartphone an, gibt es nur 15 und 30 MB, erfolgt die Anmeldung aber Notebook, so gehen auch 50 MB, welches mit 19,99 US$ zu Buche schlägt. Nutzen könnt ihr diese an beiden Geräten (nacheinander, nicht gleichzeitig).
Das Internet selbst funktionierte zwar langsam aber dennoch stabil und außer über den verbotenen Gebieten (Teilen von Russland, über Kabul etc. auch nahezu durchgehend bis China. Leider ist OnAir nicht wirklich brauchbar. Das macht Lufthansa oder American Airlines in Verbindung mit der Telekom um einiges besser, in den USA ist es mit GoGo sowieso noch etwas anderes, da ist es schnell und nahezu dauerhaft verfügbar, weshalb ich dort einen Pass besitze. (Wer also mal in den USA im Flieger sitzt und nett fragt, dann den- sollte ich nicht fliegen- gern mal nutzen).
Das Unterhaltungsprogramm ist durchaus in Ordnung, aber nichts besonders herausragendes. Hier einige Bilder vom Angebot der Neuerscheiniungen, sonst sind natürlich Spiele zu spielen und die Karte der Flugposition zu verfolgen, also eigentlich alles wie immer.
Zum Service gibt es eher eine mittelmäßige Bewertung. Die beiden Damen zu Beginn, die für meinen Sitz (mit) zuständig waren, waren sehr reserviert, sprachen nicht oder nur das nötigste und herzlich geht sicher anders. Später als ich in der Galley stand und mir eine Coke mitbringen wollte, kam der Purser und brachte sogar noch ein Eis. Eine kleine aber sehr nette Geste. Da sieht man aber wieder wie stark das am Ende von der Person abhängig ist. Die Flugbegleiterin, welche die Plätze auf der anderen Seite bediente war um ein Vielfaches freundlicher, nett und lächelnd. So kann es gehen. Der Herr eine Reihe vor mir fliegt häufig diese Strecke mit Singapore Airlines und erzählte das der Service sehr stark schwankt, zu seinem Bedauern. Aber auf 13 Stunden schläft man irgendwann ja durchaus, denn wenn wir um 6 Uhr Ortszeit landen und um 8 Uhr im Termin sein will, dann ist es für meinen Körper morgens um eins und da erreicht dieser gerade sein klassisches Tief, also… schlafen jetzt. Gute Nacht!
Bin sehr gespannt wie es auf weiteren Flügen aussieht, auch wenn es heute Abend nur ein einstündiger Flug von Singapur nach Kuala Lumpur ist, dafür ist es der erste Flug des neuen A350 als Testflug auf der Kurzstrecke. Das Review des Erstfluges A350 Singapur – Amsterdam findet ihr hier.
Kurzfassung
Auch wenn es derzeit der „alte“ Sitz bei Singapore Airlines ist und die Maschine und auch die Sitze in die Jahre gekommen sind, ist es ein schöner Sitz. Auch wenn dieser zum Filme gucken nicht ganz so optimal ist, zum Schlafen bietet dieser extrem viel Platz. Der Service war heute sehr gemischt. Die beiden Damen zu beginn machten eher Dienst nach Vorschrift, der Herr und auch der Purser waren sehr gut. So ist das leider- ein gutes Produkt macht noch keine gute Airline.