Gastbeitrag: Review Delta Airlines Business Class ex FRA

Im vergangenen Monat führte mich eine Dienstreise zu einem Kunden nach Atlanta. Üblicherweise fliege ich ja Star Alliance (Lufthansa, United, Continental), aber dieses Mal waren die Direktverbindung ab Frankfurt und der günstigere Flugpreis Grund dafür, mir die BusinessElite von Delta mal genauer anzusehen.

Los ging’s morgens um 6 Uhr mit dem Taxi von daheim aus zum Hauptbahnhof Karlsruhe. Von dort fährt ein ICE direkt nach Frankfurt Flughafen-Fernbahnhof, so dass ich ohne umzusteigen in knapp 60 Minuten Fahrzeit am Flughafen bin.

Der erste „Nachteil“ bei Delta zeigt sich gleich hier: während ich für die meisten Flüge mit Star-Alliance-Partnern mein Gepäck gleich am Bahnhof einchecken und dann gemütlich durchs Terminal 1 schlendern konnte, muss ich nun erst mal ins Terminal 2 kommen. Dazu bietet sich kostenlos der Shuttle Bus (wenn’s nicht regnet, da man am im Freien warten muss) oder der Sky Train (in Terminal 1) an.

Als BusinessElite-Kunde hat man zum Einchecken natürlich seinen eigenen Schalter. Nach kurzen Rückfragen („Haben Sie Waffen dabei?“) durfte ich zum Schalter, vor mir warteten noch zwei andere Fluggäste. Der Delta-Mitarbeiter versah meine Koffer mit einem „Sky Priority“-Label, so dass diese am Zielflughafen bevorzugt behandelt und mit den ersten Koffern ausgeladen und aufs Gepäckband gelegt werden. Anschließend wies mich der Mitarbeiter gleich darauf hin, dass ich im 2. Stockwerk gerne die verbleibende knapp eine Stunde Wartezeit in der Skylounge verbringen dürfe.

Boarding Pass

Die Sky Club Lounge befindet sich am Ende des langen Ganges zum Gate E8. Vom Charme her entsprach sie einer aufgeräumten DB-Lounge, nichts besonderes. Am Samstagmorgen war es glücklicherweise nicht all zu voll, so dass ich einen Platz am Fenster bekam. WLAN ist kostenlos und ausreichend schnell zum Arbeiten. Neben Fruchtsäften, Kaffee und Tee gab es auch Bier, wovon ich so früh allerdings noch keinen Gebrauch machte. Süßes und salziges Frühstück war hier ebenfalls zu finden, ich begnügte mich mit einem Nutella-Hörnchen, da ich ja kurze Zeit später im Flieger noch Mittagessen bekommen sollte.

Breakfast

Nach kurzer Wartezeit wurde auf Deutsch, Englisch und Französisch durchgesagt, dass das Boarding für meinen Flug DL15 nun beginnen würde.

Die Maschine war eine Boeing 767-400ER (Sitzplan) und ich saß… in der ersten Reihe. 😀 Kaum hatte ich Platz genommen, nahm mir die Flugbegleiterin meine Jacke ab und tauschte sie gegen ein Glas Champagner.

Delta BusinessElite seat

Delta BusinessElite seat   Champagne

Die restliche Wartezeit konnte ich damit verbringen, das amenity kit von Delta genauer unter die Lupe zu nehmen: Jeder BusinessElite-Passagier erhält einen kleinen Kulturbeutel mit:

  • Kugelschreiber
  • Socken
  • Kamm
  • Zahnbürste und –pasta
  • Schuhpolitur
  • Schlafmaske und Ohrstöpsel
  • Schuhlöffel
  • Taschentücher
  • Desinfektionstuch
  • Lippenbalsam und Feuchtigkeitscreme

Delta BusinessElite amenity kit

Die Flugbegleiter gingen noch einmal durch die Kabine und fragten die Fluggäste nach ihren Wünschen fürs Mittagessen. Was mich wirklich beeindruckt hat: der Kapitän ging ebenfalls durch die Kabine und gab jedem der 40 Business-Gäste persönlich die Hand zur Begrüßung: „Thank you for choosing Delta!“

Ruckzuck war dann auch das „boarding complete“ zu hören und wir bewegten uns Richtung Runway.

Da ich in der Nacht zuvor recht wenig Schlaf abbekommen hatte, nutzte ich gleich die erste Gelegenheit direkt nach dem Start, um die Decke und das Kissen aus ihren Plastik-Verpackungen zu befreien, den Sitz flacher einzustellen und erst einmal ein kleines Nickerchen zu halten.

Etwa 1,5 Stunden nach dem Start begann dann das Mittagessen. Mein Gehirn war zu dem Zeitpunkt völlig mit ESSEN! beschäftigt, daher gibt’s hier leider nur Fotos, nachdem ich schon mal ein paar Bissen probiert hatte. 🙂

Entrée

Also Vorspeise gab es eine Gemüsesuppe und geräucherten Lachs an Maistörtchen mit Spargel und Schalotten, dazu einen Meerrettich-Dip. Sehr lecker. Serviert wurde das Essen auf einem geschwungenen Holztablett und es gab (wie gewohnt in der Business Class) „richtiges“ Besteck. Nach dem Entrée hatte ich mich für einen gemischten Salat mit Vinaigrette-Dressing entschieden. Der Salat kam für meinen Geschmack ein bisschen zu kühl daher, aber ich will nicht klagen, schließlich bekam ich in der ersten Reihe ja auch immer als erster mein Essen.

Salad

Als Hauptspeise wählte ich das Pfeffersteak mit Karrottenpüree und Spinat.

Lunch

Bei Fleisch in der Großgastronomie bin ich ja immer ein bisschen skeptisch — „medium“ darf man hier eigentlich nie erwarten, meist ist es dann total tot-gegart. Hier war ich sehr positiv überrascht: das Fleisch war zwar „well done“, aber dennoch sehr saftig. An dieser Stelle also ein großes Lob an die chefs, die sich offenbar einige Gedanken gemacht haben, wie man eine solche Mahlzeit auch in widrigen Flugzeugküchen gut hinbekommt.

Nach dem Abendessen Mittagessen war’s dann noch mal Zeit für ein wenig TV-Unterhaltung — mit der Hoffnung, dass ich dabei einschlafen würde…

Delta BusinessElite seat

Delta BusinessElite in-flight entertainment

Delta bietet in der BusinessElite eine große Anzahl an aktuellen Filmen und Klassikern (z. B. „Office Space“ oder „The Matrix“) an. Ich blieb bei „Mission Impossible 3“ hängen… und schlief mittendrin ein.

Delta BusinessElite in-flight entertainment

(Ich sollte auf dem Rückflug dann noch Gelegenheit haben, den Film zu Ende zu schauen. Leider gibt es in der UI des Touchscreen keine Möglichkeit, sehr schnell vorzuspulen, so dass ich während des Essens 20 Minuten lang den Film auf fast-forward laufen ließ, um an der Stelle weiterzuschauen, an die ich mich noch halbwegs erinnerte…)

Der Captain brachte den Flieger um kurz nach 14 Uhr Ortszeit dann sicher (wenn auch ein wenig unsanft) auf den Boden und die Kabine leerte sich schnell, die meisten anderen Passagiere hatten Anschlussverbindungen ab Atlanta. Da ich hier vor Ort blieb, nutzte ich noch die Chance für ein kurzes Pläuschchen mit dem sehr netten Personal und für weitere Fotos der Kabine:

Delta BusinessElite cabin

Delta BusinessElite seat

Die Woche verbrachte ich arbeitend in der Nähe von Atlanta und am darauffolgenden Samstag war mein Rückflug für 17 Uhr abends angesetzt. Da ich keine Zeit gehabt hatte, unter der Woche nach downtown zu fahren, machte ich auf dem Weg zum Flughafen noch einen kurzen Abstecher zum Centennial Olympic Park und ins Coca-Cola-Museum.

Ich gab den Mietwagen im rental car terminal zurück und ein Shuttle brachte mich dann direkt zu den Delta-Schaltern am anderen Ende des Flughafens. Für einen Samstag Nachmittag war sehr viel los — am Vorabend gab es an der Ostküste Unwetter und viele Flüge waren ausgefallen, daher sah ich auch einige gestrandete Fluggäste.

Da die Schlangen an den Schaltern recht lang waren, nutzte ich einen self service kiosk, um einzuchecken. Meinen zuvor zugewiesenen Sitzplatz konnte ich nicht mehr ändern, der nächste Bildschirm erklärte mir dann auch, warum: der Flug war völlig überbucht, daher bot Delta mir $500 als Travel-Voucher und eine Übernachtung im Hotel, wenn ich meinen zugesicherten Sitzplatz aufgäbe und über eine Alternativroute bzw. am Folgetag fliegen würde. Das war allerdings für mich keine Option, zumal es für die alternative Buchung keinerlei Zusicherung von Seiten Deltas gab, dass ich dann tatsächlich auch zeitnah in einen Flieger Richtung Frankfurt steigen könnte.

Ich reihte mich also in die lange Schlange am Security Check ein, gab den Angestellten der TSA noch was zu tun, in dem ich auf mich weigerte, durch den Nacktscanner zu gehen und auf ein „pat-down“ bestand (O-Ton: „… Europeans!“) und konnte mich schließlich via Sky Train auf die Suche nach dem unglaublich schlecht ausgeschilderten Delta-Lounge in Concourse E (gegenüber Gate E15) begeben.

Es gibt dort eine kleine Selbstbedienungsbar mit ein paar Snacks (Chips, Bretzelchen, Gemüse-Sticks) sowie eine Bar, an der alkoholische und nicht-alkoholische Getränke ausgeschenkt werden. Ich habe mich hier an Coke gehalten, aber ich glaube gesehen zu haben, dass zumindest die „leichten“ Alkoholika (Bier, Wein, Longdrinks) kostenlos waren.

Delta Sky Club Atlanta

Delta Sky Club Atlanta

Delta Sky Club Atlanta

Die Lounge verfügt übrigens über Duschen. Davon werde ich nächstes Mal Gebrauch machen, diesmal hatte ich leider zuvor auch meinen Rimowa-IATA-Trolley eingecheckt, statt ihn als Handgepäck mitzunehmen…

Mit ein paar andern Europäern schaute ich mir dann einen Teil des Spanien–Frankreich-Spiels an, bis die Durchsage kam, dass mein Flug zum Boarden bereit sei.

Delta Sky Club Atlanta

Auch der Rückflug fand wieder in einer Boeing 767-400ER statt.

Boeing 767-400ER

Diesmal saß ich auf 8D, also wieder alleine am Fenster. Diesmal befand sich die Bedienkonsole dann auf der rechten Seite, wobei ich die linke Seite auf 1D irgendwie praktischer fand.

Delta BusinessElite seat

Delta BusinessElite seat

Delta BusinessElite cabin

Auch hier natürlich wieder Platz ohne Ende, wobei ich diesmal mehr von der Kabine sehen konnte. Die Plätze in der Mitte scheinen für gemeinsam reisende Gäste oder für Unterhaltungen OK zu sein. Ich war allerdings mit meinem Platz am Fenster sehr zufrieden, da ich mich hier beim Schlafen ungestörter fühlte (was in den ungeraden Reihen durch die Konsole auf der Gangseite noch unterstützt wird).

Das Menü in östlicher Flugrichtung unterscheidet sich vom Hinflug, so dass ich nicht zwei Mal das gleiche essen musste:

Delta BusinessElite: The menu

Delta BusinessElite: The menu

Delta BusinessElite cabin

Wieder gab es ein Glas Champagner zur Begrüßung. Die Crew war diesmal allerdings weniger motiviert als auf dem Hinflug.

Kurz nach dem Start wurde die Vorspeise serviert: eine Gemüsecremesuppe, french bread und Hongimelone an Krabbensalat.

Entrée

Danach gab’s noch mal einen Salat.

Salad

Als Hauptspeise hatte ich mich dann für die Hühnchenbrust an Knoblauch-Kartoffelpüree und grünen Bohnen entschieden. Für meinen Geschmack war ein bisschen zu viel Knoblauch dran und das Hühnchen war ein wenig zäh.

Dinner

Als Dessert dann noch ein Vanille-Eis und einen (hier nicht abgebildeten) Tee.

Ice cream!

Nach dem Abendessen konnte ich den auf dem Hinflug begonnenen Film zu Ende schauen und hoffte auf eine ruhige Nacht. Leider war die Schlechtwetterfront vom Vortag noch immer präsent, so dass es nördlich von New York ziemlich schnell ziemlich hektisch wurde. Die Flugbegleitern sahen zu, dass sie so schnell wie möglich alle Tische abräumten und dann der Anforderung des Captains Folge zu leisten: „Flight attendants, take your seats. Immediately.“

Danach wurde es ein bisschen ungemütlich. An Schlaf war nun überhaupt nicht mehr zu denken. Zum Glück war ich in meinem lie-flat seat angeschnallt, sonst wäre ich wohl beim einen oder anderen Luftloch liegend einen Meter höher gehangen… 🙂 Ich fand es dann ein wenig erträglicher, den Sitz ein bisschen steiler zu stellen und wie auf einer Liege zu dösen. Die Mägen der Business-Paxe erwiesen sich soweit ich das beurteilen kann als stabil, aber hinten in der Economy gab’s hörbar das eine oder andere Unglück…

Für’s vollständige Frühstück hatte ich nach immerhin vier Stunden Schlaf dann doch nicht ausreichend Hunger für das von mir bestellte „große“ Frühstück, die Flugbegleiterin stellte mir daher eine kleine Fruchtschale zusammen. Danke nochmal an dieser Stelle.

Breakfast

Die Flugsicherung erlaubte uns heute (von Westen kommend) eine kleine Sightseeing-Tour mit Rundflug über Frankfurt (Landung auf 25L), so dass wir im Anflug noch Mainhattan bewundern konnten.

Delta BusinessElite seat

Frankfurt/Main

Final approach FRA

Fazit: Ich muss sagen, ich bin von Delta mehr als angenehm überrascht. Jahre zuvor war ich mehrmals innerhalb der USA Delta (und deren Code-Share-Partner) geflogen und das war, nunja, nichts besonderes. Das hier war mein erster Langstrecken-Flug mit Delta und sowohl die Leistung an Bord als auch die Abwicklung am Boden haben mich absolut überzeugt.

Die Lounge in Atlanta war nicht der Hammer, hier könnte Delta (besonders bei den Speisen) ein wenig nachbessern.

Die Bestuhlung in der BusinessElite in der 767 ist super, die flachen Sitze erlauben tatsächlich einen guten Schlaf. Bei der Lufthansa setzt man noch immer auf die angled seats, was ich in der Business nicht nachvollziehen kann. Als Geschäftsreisender zahlt keiner meiner Kunden ein First-Class-Ticket und wenn ich am Zielort dennoch gleich am nächsten Tag arbeiten soll, ist eine Runde Schlaf ziemlich sinnvoll. Damit hat sich die LH für die Langstreckenflüge quasi derzeit selbst disqualifiziert. Es gibt allerdings wohl Pläne, die 747-8 mit flachen Betten aufzurüsten. Mal sehen, vielleicht beim nächsten Mal. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich wieder Delta fliege. 🙂

Nettes Extra am Rande: Delta-Meilen verfallen nicht so schnell inflationär wie die LH-Meilen. 🙂

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BoardingArea