Es ist anscheinend gar kein so typisches deutsches Problem. Wer schon einmal in Asien in einen Flieger gestiegen ist kennt das. Da wird sich lange vor der eigentlichen Boardingzeit angestellt und brav in einer Reihe gewartet, kürzlich gerade wieder in Kuala Lumpur erlebt. Das Boarding bei den unterschiedlichen Fluggesellschaften erfolgt auch ganz unterschiedlich, jedoch haben eines alle gemeinsam. Bestimmte Kundengruppen dürfen zuerst oder zumindest bevorzugt an Bord gehen.
Jetzt kommt oft die Frage:
Warum will man denn zuerst an Bord und länger warten?
Dabei muss man sicher die Langstrecke und die kurzen Flüge innerhalb Deutschlands oder innerhalb Europas betrachten. Auf den Flügen herrscht oft „Krieg“, Krieg um das Handgepäck und den letzten Platz in dem Gepäckfach oben über dem Kopf. Wer zuletzt einsteigt und dann keinen freien Platz mehr findet, dessen Gepäck wird entweder am ganz anderen Ende des Fliegers irgendwo verstaut, oder er muss es nachträglich einchecken. Das ist zwar kostenfrei, führt aber immer wieder zu Wartezeiten am Ankunftsort.
Daher möchten viele so schnell als möglich an Bord. Wie geschrieben, wer zuerst angekommen ist, der darf auch zuerst „sein“ Gepäckfach belegen. Doch dieses Boarding führt dann auch zu Diskussionen und so haben die Airline bestimmten Kunden ein „Sonderrecht“ eingeräumt. Wer also in Business- oder auf der Langstrecke in First Class reist und somit ein Vielfaches für das Ticket bezahlt hat, der genießt so genanntes Priority Boarding, kann also als (einer der) erstes an Bord gehen.
Gleiches Recht haben immer Menschen mit kleinen Kindern, solche die Hilfe beim an Bord gehen benötigen oder natürlich Rollstuhlfahrer. Hier macht es viel Sinn diese zuerst an Bord zu lassen, denn der Rollstuhl muss auch wieder zurück und das geht bei einem zugestellten Gang mit Passagieren eben nicht.
Wie war es bisher?
Wer also heute an Bord einer British Airways Maschine geht, der hat in der Regel folgende Reihenfolge.
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Hilfsbedürftige und Familien mit kleinen Kindern (nein, 14 ist nicht klein), danach folgen die
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Passagiere der Business Class
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dann kommen die Kunden mit einem Status, also die Vielflieger
Warum das so ist, weil diese oft und viel fliegen und das so genannte Priority Boarding ein zusätzlicher Vorteil deren Status ist. Bei British Airways ist das identisch mit den Regelungen der oneworld Allianz.
Ab der Sapphire Stufe, bei BA im Executive Club wäre das dann Silber (hier mehr zum BA Executive Club erfahren), ist das so genannte Priority Boarding oder „Bevorzugtes Einsteigen“ ein Statusvorteil. Wer also oft genug fliegt und einen solchen Vorteil hat, der kann den auch nutzen.
Was ändert sich ab dem 12. Dezember 2017
British Airways führt das ein, was bei anderen Airlines längst praktiziert ist. Ein Boarding nach Gruppen/ Zonen. Dazu findet Ihr auf der Bordkarte eine Nummer und erst wenn diese Gruppennummer zum Einsteigen aufgerufen wird, erst dann geht Ihr an Bord. Für die Einteilung der Gruppen hat man sich an anderen Airlines orientiert, beispielsweise hat American Airlines ein solches Verfahren seit längerem und „zieht das auch streng durch.“
Wie im Fyertalk Forum bereits fleißig diskutiert, wird zukünftig wie folgt eingestiegen.
Neue Boarding Gruppen bei Kurzstreckenflügen bei British Airways
Zuerst steigen demnach die Statuskunden und Reisende in der Business Class ein. Dabei gilt, in Gruppe eins ist nur noch der höchste allianzweite Status, also der Oneworld Emerald oder eben BA Gold Status. Danach folgen die weiteren Statuskunden (dabei immer unabhängig in welcher Klasse er reist)
Zum Schluss in der Gruppe 5 sind die Kunden, welche die günstigsten Preise, also so genannte HBO Fares gebucht haben. OK, das muss nicht zwingend in Euro der günstigste Preis sein, da die Flugpreise Auslastungsabhängig sind, aber irgendwie muss man es ja festmachen.
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Gruppe 1 — Executive Club Gold, oneworld Emerald, and business class
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Gruppe 2 — Executive Club Silver and oneworld Sapphire
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Gruppe 3 — Executive Club Bronze and oneworld Ruby
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Gruppe 4 — economy
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Gruppe 5 — hand baggage only fares
Das ist anscheinend auch der große Aufreger. Man sehe ja dem Reisenden an, was er bezahlt hat. Sorry aber welch ein Unsinn. Ich sehe auch wenn der Passagier als Business Class einsteigt oder in der 1. Reihe sitzt, dass dieser wohl mehr Geld für sein Ticket ausgegeben hat.
Neue Boarding Gruppen bei Langstreckenflügen bei British Airways
Auf der Langstrecke gibt es (zumindest meist) eine First Class. Daher folgt hier eine etwas geänderte Aufstellung und das führt dann gleich zur nächsten Verwirrung. Ab sofort können in der Gruppe eins die Gäste einsteigen, welche First Class reisen, oder einen oneword Emerald Status haben. Auch dann, wenn diese in der Economy Class reisen. Damit wird das Benefit des Status tatsächlich etwas wert. Wer „nur“ ein Business Class Ticket aber keinen Status hat, der steigt mit der Gruppe zwei ein. Das Problem ist genau wo?
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Gruppe 1 — Executive Club Gold, oneworld Emerald, and first class
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Gruppe 2 — Executive Club Silver, oneworld Sapphire, and business class
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Gruppe 3 — Executive Club Bronze, oneworld Ruby, and premium economy
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Gruppe 4 & 5 — economy
Der Aufreger ist jetzt genau wo?
Kaufe ich mir ein Business Class Ticket, eines in First oder habe ich so viele Flüge absolviert, dass ich bei British Airways oder einer anderen Airline der oneworld Allianz einen Status erreicht habe, darf ich-wenn ich möchte- früher an Bord gehen. Wer das nicht hat oder ein billiges Ticket ergattert hat, der steigt dann am Ende ein. Selbst bei Billigfluglienien kann ich das Priority Boarding dazu erwerben, nehmen wir zum Beispiel easyjet. Warum sich nun darüber aufgeregt wird? Ich habe keine Ahnung.
Und bevor jetzt der nächste kommt und sagt „Ja, Ja, Du hast ja sowieso einen Status und steigst daher als erstes ein.“ JA, bei oneword schon. Bei anderen Allianzen oder Airlines warte ich genau so bis ich dran bin und finde daran auch nichts schlimmes. American zieht das ja in den USA recht gnadenlos durch. Bevor dort das aktuelle System eingeführt wurde, wurde immer First Class zuerst aufgerufen und alle anderen -egal ob mit oder ohne Status- meist konsequent zurück geschickt. Wem das peinlich ist, der wartet einfach bis er dran ist.